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Lebenslauf des Söhnleins Löhe’s.

 So haben wir neben der theuern Mutter den jüngsten ihrer Söhne Johannes Leonhard Philippus zur Ruhe gebracht. Er ist geboren am Abend des 22. Januar 1843 und gestorben am Abend des 14. September 1844. Die Zeit seiner Wallfahrt war also kurz, sie dauerte nur 1 Jahr 7 Monate 3 Wochen. Die Zeit seiner Geburt war eine Zeit der Freuden in seines Vaters Hause. „Wie die Pfeile in der Hand des Starken, so sind die jungen Söhne; wohl dem, der seinen Köcher derselben voll hat“, so beglückwünschte man den Vater des Knaben an seinem Geburtstage. Aber wie ganz anders wurde es bald! Am 21. März – 2 Monate nach seiner Geburt – starb ihm die geliebte Großmutter, die ihm so viel Wohlthat und Segen gegeben hatte – und noch am 24. November desselben Jahres traf ihn das größte Unglück dieser Welt, das ihn hätte treffen können. Die edelste, liebenswürdigste Mutter, welcher oft zugerufen worden war: „Deine Söhne kommen auf und preisen Dich selig“, starb nach unerforschlichem Rate Gottes dahin. Bis dahin hatte das Knäblein geblüht. Die Form seines Hauptes verriet vorhandene besondere Gaben, seine Augen einen hellen klaren Geist, seine Körperanlage ein langes gesundes Leben, sein Benehmen eine Natur voll entschiedener Kraft. Aber mit der edlen Mutter starb des Kindes Gesundheit, und es war auch keine Ruhe, bis seine Seele mit den vorangegangenen Seligen vereinigt war. Wie viel hat das Kind namentlich in den letzten Monaten und Wochen gelitten! Wer es sahe, wunderte sich über so viele Ausdauer des Körpers. Wie oft standen die Seinigen und fürchteten, es möchte ihnen entrissen werden! Und wie oft kehrte ihm die Kraft und denen, die ihn liebten, einige Hoffnung wieder! Es war ein harter Kampf.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)