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Freude machten. Gott der HErr verleihe Ihnen, liebe Mutter, daß Sie noch lange recht gesund leben und gute Tage sehen. Alles, was Sie ängstigt, müsse sich auflösen wie der Nebel in Sonnenschein, und am Abend Ihres Lebens müsse es völlig Licht werden. Da Sie den Nebo hinansteigen, so lasse Er, unser Gott, Sie immer entzückter in das heilige Land der Verheißung schauen, nach dem wir uns alle schmerzenvoll sehnen – und wenn Ihre Stunde der Verherrlichung kommt, so verjünge Er Sie wie den Adler, daß Sie auffahren mit Kraft und Siegsgeschrei und vor dem HErrn opfern, bis wir alle bei Ihnen sind und mit Ihnen opfern. Der Name unsers angebeteten Herrn und Heilands sei hochgelobt über Ihrem grauen Haupte im Leben und Sterben und über dem Grabe meines Vaters und über mir, Ihrem ältesten Sohn! Ich bin auch durch den Meridian gegangen, und vielleicht ist mein Tagewerk bald vorbei. Der HErr erhalte Sie, bis ich sterbe, und lasse mich dann an der Hand meiner Mutter gen Zion gehen zu meinen Vätern, zu meiner Freundin Helene, der Allerliebsten, und zu meinem Philipp

und zu unserm HErrn!

 „Mir gehts gut. Alles blüht. Den Rauch der Welt acht ich durch Gottes Gnade nicht. Ich will meinem König dienen, weiter nichts. Sein schmaler Steig ist unter meinen Füßen; Sein guter Geist führt mich auf ebener Bahn. Ich bete an vor Dem, der mein Reisen im Todesthal zu Herzen genommen hat. Er entbinde mich meiner Sünden und mache mein armes Herz gnadenreich – ja gnadenreich.

„Ich bin in Ewigkeit Ihr dankbarer 
Wilhelm.“ 


 Mit solch kindlicher Liebe war Löhe seiner Mutter zugethan bis an ihr Ende. Gott verlieh ihm auch das Versprechen

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)