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Pfarrersfamilie gieng. Daran dachte mein Völklein nicht, aber ich dachte dran. Ich habe meinen Kindern im November 1843 befohlen, für die Seligkeit ihrer Mutter zu danken, und es geschieht von allen bis heute in jedem Morgen- und Abendgebet. Ich weiß aber leider nicht, ob ich in den zwei Jahren einmal in Wahrheit gedankt habe für das, was mein und meiner Kinder größtes Unglück ist. Meine Kinder wissen nicht was ihnen fehlt, sie suchen aber und finden nicht, was man nur einmal völlig hat, ein Mutterherz, und ich selber weiß, daß meine Freude dieser Welt dahin ist, um derjenigen ewige Freude zu bereiten, die mir im Lichte der Verklärung noch viel schöner und lieblicher erscheint, als ich ihre Seele hier erfahren. – Ich sag Dir, es ist gar nichts mehr in und mit meinem Hause und in gar keinem Stück. Es ist eitel, eitel unerträgliche Lumperei, die ich aber doch trage, weil mir’s eben so beschieden und ich ja doch auch bald hoffe, mein Tagewerk vollbracht zu haben. – Man hat oft ein Gefühl, daß der oder jener fertig ist; das Gefühl hab ich oft von mir. Fürs Ganze vermag ich nichts – die Richtung, der ich angehöre, kommt erst und, wie es scheint, nicht gleich, und in Neuendettelsau könnten andere besser was ich.

 „Du billigst das Alles nicht, ich weiß. Du hast mich um mein Haus gefragt und kennst im Haupt den ganzen Leib.

Dein W. L.“ 




 Die vorausstehenden Mittheilungen legen Zeugnis davon ab, wie tief und unauslöschlich in Löhe’s Seele die Erinnerung an seinen schmerzlichen Verlust eingegraben war. Das schwere Leid ergriff aber auch seinen Leib so tief, daß seine Gesundheit schon damals in seinen kräftigsten Jahren mehrfach ernstlich wankte.

 „Ich habe mich“ – schreibt er am 2. April 1844 an C. v. Raumer – „den Winter über innerlich und äußerlich so

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)