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Zerstreuung wohnen, – entbehrt des besten Mittels der Wiederbelebung, indem sie eine geregelte und geordnete Freiheit des Beichtverhältnisses und Abendmahlsgenusses entbehrt, läßt in böser Zeit die Kinder Gottes nicht freudig zusammengehen und sich zum Heile aller stärken, weist sie an, in den schweren Leiden der Vereinsamung zu ersterben, oder zum Schaden des Ganzen die Verbindung mit dem altgewohnten und geliebten Ganzen irgendwie zu lösen.




 Sehr lehrreich für die protestantische Kirche könnte das Studium der römischen Erfahrungen seit Innocenz III. sein. Die Entstehung der beiden Orden der Bettelmönche, ihre Privilegien zu predigen und Beichte zu hören, ihr Gegensatz, ihr sich ausbildendes Verhältnis zur Pfarrgeistlichkeit etc. weist auf Bedürfnisse hin, die jede Kirche hat und haben muß. Irgendwie muß sich Stätigkeit und Bewegung, welche beide Lebensbedingungen sind, ins Verhältnis setzen und ordnen. Setzen und ordnen sie sich, so dienen sie beide zur Erhaltung. Ordnen sie sich nicht – so kommen Krankheiten der Stätigkeit und der Bewegung.




 Bei uns wäre leicht zu helfen. Die alten Bestimmungen der Kirchenordnungen bedürfen nur einer zeitgemäßen Fassung und Zusammenordnung, – das Kirchenregiment darf nur einsehen, daß sich Vertrauenssachen nicht anders behandeln lassen, als es ihrer Natur gemäß ist, – die Stimme des sorglichen Geizes darf nur nicht mitstimmen: wenige sehr einfache, klare Sätze dürfen nur anerkannt und ihnen die Folge fürs Leben gegeben werden. – –

 Doch das alles sind ja nur Sätze zur Überlegung und Konferenzfragen.




Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 570. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/576&oldid=- (Version vom 1.8.2018)