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gelöst werden. Pruckner S. 286. Bechmann S. 145. Gerh. v. Pertsch S. 427.

 Ist er gottlos,[1] so kann man einen andern annehmen, weil die Gottlosigkeit des Lebens das Vertrauen stört. Bechmann S. 200. Carpzov b. Pertsch S. 432.

 Ist das Vertrauen zu Ende aus andern Gründen, so kann ein Verhältnis des puren Vertrauens durch Zwang nicht länger zusammengehalten werden. Vgl. Böhmer über Notwendigkeit des Vertrauens bei Pertsch S. 418. – Selbst wenn sich Beichtvater und Beichtkind aus Schuld des letzteren verfeindet haben und letzteres zur Erkenntnis und zum Bekenntnis gekommen ist, ist es thöricht, das Verhältnis durch Zwang zusammenhalten zu wollen. Es kann dennoch etwas zurück bleiben, was die Hingebung hindert, welche ein Beichtkind gegen seinen Beichtvater haben soll. Pertsch sagt S. 428 f. Richtiges von verfeindeten Pfarrern und Beichtkindern, so ungerecht er vielfach ist und einen so schlechten kirchlichen Geist sein ganzes Buch in Beichtsachen atmet.


6. Welcher Grad von Aufsicht über die Lösung des Beichtverhältnisses steht dem Kirchenregimente zu?

 Antwort: Nach den Kirchenordnungen steht es dem Kirchenregimente zu, die Gründe zu beurteilen, um deren willen ein Beichtkind von seinem Beichtvater geschieden sein will. Ebenso übertragen sie demselben die Sühne. Nirgends aber wird kirchenregimentlich so durchgefahren, daß um jeden Preis die Aufrechthaltung eines Verhältnisses erzwungen würde, das, wie es ohne Freiwilligkeit keinen Wert hat, auch schlechthin tot ist und jedes Belebungszwanges spottet, wenn Freiwilligkeit und Vertrauen weg ist. Die Kirchenordnungen schreiten gegen widerspenstige, den Frieden verweigernde Beichtkinder mit


  1. Wenn J. Gerhard S. 427 bei Pertsch oder LL. T. VI. De minist. eccl. Sect. VII. § 117. S. 196 sagt, man müsse bei dem bleiben, der richtig lehre und die Sakramente richtig verwalte; so beruht dies teils auf einer leicht zu entschuldigenden Identifizierung des Parochial- und Beichtverhältnisses, teils wollte Gerhard die übrigen Lösungsgründe keineswegs damit außer Kraft setzen.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/571&oldid=- (Version vom 1.8.2018)