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scheint die letzte Antwort durchaus richtig, wenn nämlich die vorausgehenden richtig sind. Für die absterbenden Landeskirchen, die durch Änderung der allgemeinen Verhältnisse zu keinem neuen Leben kommen können, handelt sichs um die mögliche Regeneration von innen heraus. In diesem Interesse scheinen die nachfolgenden Fragen und absichtlich kurz und prägnant (inhaltsreich) gegebenen Antworten richtig.


1. Sind Beicht- und Parochialverhältnis, so wie sie sich geschichtlich gestaltet haben, identisch (ein und dasselbe)?

 Antwort: Nein. So wie sie sich geschichtlich gestaltet haben, sind sie nicht identisch.

 Das Parochialverhältnis ist ein öffentliches zwischen einer christlichen Gemeinde und dem ihr von dem heiligen Geiste gesetzten Hirten. Das Beichtverhältnis ist ein privates zwischen einer Christenseele und ihrem Seelenrate. Dort gilt es Leitung eines Ganzen, hier Leitung eines Gliedes. Dort ist Gesetz, hier herrscht, soweit nämlich beide Verhältnisse in ihrer Scheidung vorliegen, freie Wahl.


2. Ist Parochialverband oder Beichtverband göttlich, oder sind es beide?

 Antwort: Das Parochialverhältnis ist göttlich. Zwischen Hirten und Herde ist eine von dem heiligen Geist gewollte und gestiftete Zusammengehörigkeit.

 Das Beichtverhältnis, sofern es das Verhältnis eines gnadenhungrigen Herzens zu einem Amtsträger des Neuen Testaments ist, ist auch göttlich – ist nur das Hirtenamt in seiner Anwendung und Beschränkung auf einzelne, insofern mit dem Parochialverhältnis sogar identisch.

 Alle Accidentien des Beichtverhältnisses sind aber nicht göttlicher Art. Dahin gehört z. B. Ausschließlichkeit und Unauflöslichkeit des Beichtverhältnisses. Die Erteilung der Absolution und die Übung des Schlüsselamtes, alles, was Schrift und Symbole über Privatbeichte (Augsb. Konf. Art. XI., Art. XXV., Apolog. Art. IV., V. und VI., Schmalk. Art. Teil III. Art. 8.) sagen und setzen, läßt sich ohne Ausschließlichkeit und Unauflöslichkeit des Beichtverhältnisses denken. Das

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/568&oldid=- (Version vom 1.8.2018)