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einen Augenblick nur darum, weil man zweifeln kann, ob er, bei den besonderen Verhältnissen, sich für eine Anzeige mit Beziehung auf Satz 5 meiner Erklärung vom 20. November eigne.

 Daß in Erlangen bei dem Gottesdienste der Universität gemischte Abendmahlsgemeinschaft gehalten wurde, ist leider bekannt, und ich muß es hier erwähnen, weil davon der ganze Vorfall, über den ich zu berichten habe, ausgeht. Einige junge Männer, welche in Erlangen den Studien obliegen, durch ihre Lebensführung aber zu entschieden konfessionellen Grundsätzen gekommen sind, stießen sich daran und zwei von ihnen baten dreimal den Universitätsprediger, Herrn Professor Thomasius, um Herstellung der namentlich in unseren Tagen so nötigen alten kirchlichen Praxis. Weil sie umsonst baten, erklärten sie, am Abendmahl des Universitätsgottesdienstes gewissenshalber keinen Anteil nehmen zu können. Daß sie durch ihre beiden Vertreter diese Erklärung gegeben hätten, sagten sie mir; die Vertreter sagten mirs selbst. Unter diesen Umständen willfahrte ich am 3. Adventssonntage dreien und am Sonntag nach Neujahr vieren von den jungen Männern, und reichte ihnen am hiesigen Altare das Sakrament. Ich sprach aber auch namentlich den ersten dreien die Hoffnung aus, daß ich ihnen nur ausnahmsweise müßte dienen dürfen, daß sich auch in Erlangen echt konfessionelle Praxis wieder Bahn machen würde, und habe auch aus bester Quelle vernommen, daß im Vergleich zu früherer Zeit ein Schritt vorwärts, wenn auch noch kein genügender geschehen sei.

 Dies die Sachlage, zu welcher ich jedoch noch einiges unten hinzufügen muß, was die Form meines Verfahrens betrifft.

 Der unterthänig gehorsamst Unterzeichnete sah und sieht ganz wohl, wie wehe er nicht bloß anderen, sondern vor anderen sich selbst und seinem guten Namen bei vielen Menschen thut, indem er handelt wie er handelt. Er hat sich aber darein ergeben, zu thun und zu leiden, was aus seinen Grundsätzen folgt. Bevor er die Feder zu dieser Berichterstattung ergriff, prüfte er wiederholt sein Thun und las so manches Gutachten älterer anerkannter Theologen und theologischer Fakultäten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/563&oldid=- (Version vom 1.8.2018)