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lediglich als die Quell- und Anfangspunkte für alles andere ansehen, was in der Petition vom 21. Januar beantragt worden ist. Sie haben durch alles, was man seit Monden gegen ihre Überzeugungen gesagt hat, keine veränderte Überzeugung gewonnen. Im Gegenteil ist es ihnen immer klarer geworden, daß ihre Ansicht der heimatlichen Zustände richtig, ihr Sehnen und Verlangen nach Abstellung der bekenntniswidrigen Mißbräuche und Mißstände nicht eine fieberische Erregung dieser Zeit, sondern treuer Wille ist. Sie können es nicht anders sagen, als daß eine Kirche, welche die erwähnten Mißbräuche auf die Dauer vertragen oder gar verteidigen und hegen könnte, wenigstens nicht in dem Sinne eine lutherische genannt werden könnte, wie die lutherische Kirche der früheren Zeiten. Durch ein Beharren und Beruhen in jenen Mißbräuchen und Mißständen würde entweder das Benehmen und die Geschichte der früheren lutherischen Kirche gerichtet, oder aber es würde selber durch diese gerichtet.

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 Deshalb wenden wir uns gewiß auch im Sinne mancher Anderer an das königliche Oberkonsistorium mit der inständigen Bitte um Abhilfe. Es handelt sich gewiß nicht um Konzessionen für irgend eine schroffere Partei, da wir ja offenbar und erweislich um nichts anderes bitten, als was die heilige Schrift, die Symbole und Kirchenordnungen der Lutheraner je und je gefordert und geboten haben. Wir können keine Partei sein, es wäre denn, daß die eigentlich lutherische Richtung durch die große Majorität Andersgesinnter zur Partei umgestempelt zu werden vermöchte. Es handelt sich auch – wenigstens in unseren Augen – keineswegs um die Erhaltung einer Anzahl von Dienern der lutherischen Kirche im Verband der heimatlichen Kirche, sondern es handelt sich um Erstrebung der Lehreinheit in den durch den Streit und die Entwickelung der Jahrhunderte festgestellten Artikeln der Glaubens- und Sittenlehre durch Verpflichtung und Lehrzucht. Darnach aber zu streben, ja zu ringen ist nicht sträfliches Beginnen unruhiger Köpfe, sondern heilige Pflicht aller, die das heilige Amt haben und zwar vornehmlich im Interesse der Herden, deren Herzen, zumal in der so allgemeinen geistigen Verwirrung dieser Zeit,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/556&oldid=- (Version vom 1.8.2018)