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2. Januar. 

 „Womit ich einschlafe, damit schlaf ich auch zu und wache ich auf. Es ist mein Unglück. Ich habe nach dem Frühstück mein Haushaltungsbuch eingerichtet und hernach bitterlich geweint. Ach, die süße Gewohnheit des Lebens mit ihr! Doch ist das nicht die Hauptsache, sondern daß ich ihre Herrlichkeit nicht erkenne. Ach, mein Unglück ist der Unglaube. Gott erbarme sich meiner!

 „Nach Tisch mit H. nach Petersaurach. Auf dem Heimwege Gespräche über Beichten, Helene, mein Hauswesen. Droben Gespräche von Helene. Auf dem Heimwege desgleichen Gespräche von Helene. – Armer Ersatz! – Ich erklärte H., wie selig meine Ehe mit Helenen gewesen, wie unnachahmlich sie sich benommen, wie durchaus unersetzlich mein Verlust, von wie ganz andern Gesichtspunkten eine zweite Ehe für mich ausgehen müßte, daß ich keine weiter wünschen möchte.“




3. Januar. 

 „Mit H. nach Heilsbronn gefahren, wo Plenarsitzung war. – Heimgekommen öffnete ich ein Frankfurter Päckchen, das meiner Helene vor 3–4 Jahren gemaltes Bild enthielt. Sie ist’s nicht. Es ist hart, daß ich nicht einmal ihr Bild haben soll. Ach Gott!“




10. Januar. 

 „Heute kam Herr M. Nach Tisch machte er sich ans Bild meiner Liebsten. Ach, wie sehnte ich mich, ihre Züge wieder zu sehen.“




11. Januar. 

 „M. zeichnete. Er brachte ihre Züge weder Vor- noch Nachmittag aufs Papier. Ich rieth ihm endlich traurig, es sein zu lassen. Er sah selbst die Unmöglichkeit ein.“




16. Januar. 

 – – „Wenn sie jetzt bei mir wäre, würde ihre Freundlichkeit mir nach der Last des Tages den Abend fröhlich machen. Aber sie ist in der unbegreiflichen Herrlichkeit des ewigen Lebens.“




18. Januar. 

 „Ich möchte so recht von Herzen mich ihrer Seligkeit freuen, aber die Entbehrung und der Unglaube betrüben mich so sehr. Dazu bin ich so einsam, habe keinen Menschen, der mit mir meinen Jammer theilte. Sie sind alle schon drüber hinweg!“




9. Februar. 

 „Nach Bechhofen zu einem kranken Kinde bei L. M. Diese Leute beweinten meinen Verlust und meiner Allerliebsten Tugend mehr als die

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)