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c) Mit den anfangs dieser Nummer genannten Übeln hängt es auch zusammen, daß selbst in der Verwaltung des heiligen Abendmahls unierte und reformierte Distributionsformeln geduldet, und auf diese Weise das teuerste Gut der pilgernden Gemeinde, der Leib und das Blut des Herrn verhüllt, und in Frage und Zweifel gestellt wurde, ohne daß, selbst nach kundgewordenen Fällen, ein abänderndes Gebot gegeben oder eine durchgreifende Anordnung getroffen worden wäre. Nicht zu erwähnen, wie manche die Gewissen berührende und verwirrende Ungleichheiten in der Konsekration des Sakramentes vorkommen und vorkommen können, so lange nicht bestimmte konfessionelle Weisungen ergehen.
d) Hieher gehört auch, daß Lutheraner und Reformierte gegenseitig zu einander zum Sakramente giengen und wohl auch noch gehen, ohne daß sie wußten und wissen, was hiemit geschieht, ohne daß Belehrung und Verbot ergieng, obschon die lutherischen Theologen von jeher dagegen gesprochen haben.

 5) Mit dieser ganzen Stellung des Kirchenregiments und dem auffallenden Mangel konfessioneller Entschiedenheit hängt es auch zusammen, daß in den liturgischen Schriften der bayerischen Kirche auf das Bekenntnis die nötige Rücksicht nicht genommen wurde. Der Agendenentwurf und das bisherige Gesangbuch geben hiezu kräftigen Beleg. Namentlich ist in dem letzteren nicht bloß das wenige poetisch Schöne von einer Menge poetisch-schwacher Lieder bedeckt, sondern es wird auch mit dem Wahren in gefährlicher Mischung der Gemeinde viel Unwahres, Falsches, Verderbliches eingesungen. Und doch ist dies Buch bis zur Stunde nicht bloß erlaubt, sondern sogar streng geboten, so daß die Gemeinden, welche nach besserem greifen wollten, aus Uniformitätsgründen zu dem Schlechten zurückgewiesen werden würden.

 6) Eine andere Folge der unierten Gestaltung des Kirchenregiments und der konfessionellen Unentschiedenheit im allgemeinen ist das Bestehen eines bayerischen Centralvereins für protestantische Missionen verschiedener Konfessionen. Derselbe Geist, welcher allenthalben in unsern Tagen durchs gemeinsame Werke zu unieren sucht, und allenthalben traurige

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/542&oldid=- (Version vom 1.8.2018)