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 „Sie starb am 24. November 1843, Nachmittags gegen 3 Uhr, am Todestage, in der Todesstunde des HErrn. Hier auf Erden hat sie 24 Jahre und fast fünf Monate gelebt. – Am letzten Sonntage des Kirchenjahres, 26. November, stellten wir ihren Sarg neben den der vielgeliebten Mutter, und ich hielt ihr am Grabe den kurzen Lebenslauf. – Du weißt nicht, Leser, was ich hiebei verschweige.

 „Der Herr vereinige mich und meine Kinder mit ihr vor Seinem Throne ewiglich!

Amen.

 ‚Selig sind die Todten, die in dem HErrn sterben!‘

 Der Tod Helenens schlug Löhe’s Herzen eine Wunde, die sich Zeitlebens nicht mehr schloß. Es währte lange, bis der Entwöhnungsschmerz nur so weit überwunden war, daß er seine Seele wieder setzen und stillen konnte. In seinem Tagebuch von 1844 ist fast jede Seite voll thränenreicher Erinnerung an seine Heimgegangene. Er strafte sich mitunter wohl selbst, daß er dem Geist der Traurigkeit allzusehr Raum ließ. Auch von den Seinigen erfuhr er darob Tadel. Aber wenn auch viele mit ihm fühlten, so empfand doch niemand wie er die Bitterkeit des Kelches, den Gottes gewaltige Hand ihm eingeschenkt hatte. Es ist ergreifend, in den zahllosen Seufzern seiner Tagebücher das Stöhnen der starken Mannesseele unter dem ihr auferlegten Wehe zu vernehmen. Vielleicht begehen wir keine Indiscretion und ermüden auch unsre Leser nicht, wenn wir einige Stellen des erwähnten Tagebuchs hier mittheilen. Sie beweisen, welch tiefer und starker Empfindungen Löhe’s Seele fähig war und wie schwer es auch ihr wurde, im Leiden Gehorsam zu lernen und sich zu völliger Ergebung hindurch zu ringen.


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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)