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Protest von dem Beamten nicht zu Protokoll genommen worden sei, sich nur mit der Hoffnung beruhigt, nicht in den Fall zu kommen, den vorhandenen Gegensatz zwischen Gottes Wort und den staatlichen Ehegesetzen ins Leben führen zu müssen. Nach 23 Jahren unbehelligt gebliebener Amtsführung nötige ihn der B.sche Fall nunmehr auch thatsächlich zu vertreten was er je und je geglaubt habe. Übrigens vereinige der B.sche Fall accidentell alles was ihm die Festhaltung seiner ausgesprochenen Überzeugung erleichtern könne.

 Löhe beruft sich hiefür zunächst wiederholt auf die Inkongruenz der richterlichen Entscheidung mit dem wirklichen Thatbestand des B.schen Falles und folgert daraus: man werde nicht leugnen können, daß es Fälle gäbe, in welchen eine richterliche Entscheidung bei aller formalen Gerechtigkeit dennoch so klaffend der nackten Wirklichkeit gegenüberstehe, daß man sich bei aller Ehrerbietung gegen die richterliche Behörde gezwungen sehe, ein anderes Urteil selbst für das Handeln festzustellen. Ein solcher Fall sei der B.sche. Übrigens erschwerten ihm in diesem Fall auch andere Gründe den Gehorsam. B. habe sich durch sein Verhalten während des Scheidungsprozesses als grober Ehebrecher geoffenbart, und wenn auch die weltlichen Gerichte nach den bestehenden Gesetzen dem B. die Verehelichung mit einem dritten Weibe nicht hätten verweigern können und wollen und auch er selbst, Löhe, als Vorstand der Armenpflege seine Einwilligung zur Verehelichung habe geben können, so könne doch – bei so klaffendem Gegensatz der weltlichen Ehegesetze gegen Gottes Wort auf diese Ehe der Segen des Dreieinigen nicht gelegt werden, ohne zu einer bloß juristischen Formalität heruntergewürdigt zu werden, und im vorliegenden Fall insonderheit würde er es vor dem Richter der Welt in keiner Weise zu verantworten wissen, wenn er in Seinem Namen ein Ehebündnis wie das B.sche einsegnete.

 Endlich kommt Löhe auf das völlig unkirchliche Verhalten B.s zu sprechen, durch welches derselbe längst die Exkommunikation sich

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/503&oldid=- (Version vom 1.8.2018)