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führte er lauter Reden, die nach seiner Ansicht nichts sagen sollten, als daß ihm nichts daran liege.

 Seine von allen erkannte Grundstimmung ist die des Leichtsinns, und er wendet die ihm verliehenen Verstandesgaben nur dazu an, seine Zwecke auf die eine oder andere Weise zu erreichen; es scheint ihm am Heile seiner armen Seele gar nichts zu liegen. Darüber werden alle christlichen Leute in der Gemeinde einig sein. Es ist daher dieser Fall ein eklatanter... und ohne Zweifel werden viele in der Gemeinde gespannt sein, die Entwicklung zu sehen, und je nachdem sie ausfällt, wird Sinn und Lust für das göttliche Wort gestärkt oder geschwächt werden.

 Daher hat der Unterzeichnete alle Treue zu leisten. Man würde es leicht dahin bringen können, daß sich B. mit einem Dimissoriale anderwärts trauen ließe; allein der Unterzeichnete würde in einem solchen Falle nie ein Dimissoriale ausstellen. Es würde ihm auch in diesem Falle gar nichts helfen, da er ja doch den B. und seine Frau zu Beichtkindern hätte und bei einem jeden Versuch zu einer Meldung zum h. Abendmahle immer wieder in den Fall käme, das h. Abendmahl bis zu eintretender wirklicher Buße zu verweigern und dadurch in den vollen Kampf gegen einen unchristlichen Mann zu gehn.

 Der gehorsamst Unterzeichnete hat dem B[.] versprochen, alles dazu beizutragen, daß er nicht aufgehalten werde.

 Dies geschieht durch die schnelle Berichterstattung, die hiemit erfolgt ist.

 Es ist dem gehorsamst Unterzeichneten bekannt, wie in ähnlichen Fällen durch eine Suspension des treffenden Pfarrers das Gesetz mit dem amtlichen Gewissen der Diener Gottes in Einklang zu bringen versucht wurde. Da er aber nach seiner Überzeugung wegen dem göttlichen Worte und den amtlichen Pflichten geleisteter Treue nicht suspendiert werden kann und deshalb nur dagegen (vielleicht unnütz) protestieren müßte, so bittet er, mit Umgehung der Suspension, lieber einen andern, wenn auch strengeren Weg einzuschlagen, da es ja dem königlichen Dekanate bekannt ist, wie schwer er schon längst an seinem Amte trägt.“




 Es kann nicht die Aufgabe des Verfassers sein, aus eine materielle Würdigung der Weigerungsgründe Löhes einzugehen. Nur einige Bemerkungen zur Abwehr gegen Löhe erhobener, wie uns scheint, ungerechtfertigter Beschuldigung seien gestattet.

 Man verargte es Löhe, daß er es für eine unbewiesene

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/495&oldid=- (Version vom 1.8.2018)