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es sich gewiß bei mir nicht getäuscht finden, wenn ich auch als ein alter Seelsorger und Erzieher dafür würde zu sorgen wissen, daß nicht aus Beichte und Absolution Kinderspiel gemacht und damit die Absicht des Herrn vereitelt würde.“ Sodann verbreitet sich Löhe ausführlich über Zeit und Ort und die ganze Art und Weise der Abhaltung der Privatbeichte. Es ist interessant hiebei wahrzunehmen, welche Ausdehnung das Beichtwesen in jener Zeit in der Neuendettelsauer Pfarrei, namentlich in den Anstalten, gewonnen hatte. „Seitdem die Anstalten dahier entstanden sind – schreibt Löhe – hat sich die Zahl der Beichtkinder ungefähr um 1000 Personen (pro anno) gemehrt. Im Jahre 1853 war die Zahl der Kommunikanten nicht gering; sie betrug 1398; im Jahre 1858 aber betrug sie 2461. Die Arbeit ist mehr als um das Vierfache gestiegen, weil die Beichtkinder der Anstalten nicht wie Landleute so oft nur Formeln sprechen und einige besondere Sünden dazu angeben, sondern die volle Seelsorge in Anspruch nehmen, und man zuweilen 20 und 30 Landleute abzufertigen vermag, bis ein Glied der Anstalten entlassen werden kann... Es ist deshalb oft nicht möglich alle Beichtkinder, die der Anstalten mit eingeschlossen, am Samstag abzufertigen.[.]. Daher habe ich, wenn ich Gesundheitshalber konnte, die Glieder der Anstalten zu bestimmten Zeiten schon am Mittwoch, Donnnerstag, Freitag oder noch früher, beichten lassen... Von der Arbeit und Mühseligkeit des hiesigen Beichtwesens hat der, welcher nicht ähnliche Erfahrungen gemacht hat, ebenso wenig einen Begriff als von dem Segen, um deswillen man alles gerne trägt. Aus dieser Sachlage begreift sich, daß die hiesigen Beichten nicht immer an einem Orte gehalten werden können. Wer es haben wollte, würde die ganze Sache zerstören, eben damit aber das schönste, was in einer Gemeinde blühen kann.

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 Die Samstagsbeichten der Landleute werden in der Sakristei der Kirche gehalten. Die Beichten der Anstaltsglieder werden zum

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/486&oldid=- (Version vom 1.8.2018)