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friedlichen Wegen – wagten zu kämpfen. Hiedurch würden mehr Seelen gewonnen als durch die Hoffnung pädagogischen kirchlichen Einwirkens. Da hast Du mein Herz ausgesprochen. Ich meinerseits – nun seit 1830 in Wirksamkeit – ...wünsche, daß, so lange ich lebe und wenn ich sterbe, denen allen, die ich gelehrt und geweidet habe, das Eine unleugbar fest stehe, daß ich dem Worte Gottes mehr als allen Verhältnissen anhieng, die mir überliefert wurden. Unsere armen Leute müssen nicht bloß lesen, sondern auch sehen können was geschrieben steht. Sie müssen Zeugnis haben für den Weg des Lebens.

 Mit diesen meinen Worten nahe ich Deinem Herzen, theurer Bruder. Ich erwarte keine Antwort, will Dich nicht bemühen; aber ich denke Deiner und bete zum Gott unseres Lebens, daß Du uns möchtest samt Deinen Kollegen einen Weg zeigen können, auf welchem wir unter Gewährung dessen, was wir nicht entbehren können und dürfen, um das wir deshalb auch nicht zu bitten vermögen, mit unsern lieben Obern ferner gehen können. Ich denke Euch mit dem, was ich bin und habe, anzuhangen, bis ich weggeworfen werde. In diesem Falle bete ich mit dem größten Beter zu meinem Gott:

,Auf Dich bin ich geworfen aus Mutterleibe‘.
– – In treuer Liebe und herzlicher Ehrerbietung verharrt
Dein
treuer W. L. 


 Harleß glaubte, nachdem er Kenntnis von der Eingabe genommen hatte, erst mit Löhe in persönlichen Verkehr sich setzen zu sollen, ehe er die Eingabe zu offizieller Kenntnis des Kollegiums brachte – ein dankenswerter Entschluß, durch den er anstatt des steif bureaukratischen Wegs der Behandlung jener Eingabe den förderlicheren des brüderlichen Meinungsaustausches einschlug. So folgte denn ein eingehender Briefwechsel zwischen Harleß und Löhe,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/447&oldid=- (Version vom 1.8.2018)