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vom 20. Juli 1854 im Einvernehmen mit der vorjährigen Generalsynode eingeführte Gottesdienstordnung, von der der Unverstand behauptete: sie katholisiere. Doch wurden vor der Hand diese kirchenregimentlichen Maßnahmen nur mit schweigendem Unwillen oder halblautem Murren hingenommen.

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 Inzwischen gieng das Kirchenregiment auf dem betretenen Weg mit Entschiedenheit vorwärts. Durch königliche Entschließung vom 28. Mai 1855 wurde ein Agendenentwurf, der sogenannte „Agendenkern“ zu fakultativem Gebrauch eingeführt, über dessen Annahme oder Ablehnung der nächsten Generalsynode die definitive Entscheidung vorbehalten bleiben sollte. Eine Reihe von andern Maßnahmen war vorbereitet. Da entlud sich die angesammelte Unzufriedenheit der Massen in dem Adressensturm des Jahres 1856. Das Signal zu diesem wüsten Sturm, der im Jahre 1856 über die bayerische Landeskirche hinbrauste und viele kaum gepflanzte gute Ordnungen wieder entwurzelte und niederriß, gaben einige vorläufige Bestimmungen der Kirchenbehörde über Beichte und Kirchenzucht. Ausgehend von dem unzweifelig lutherischen Grundsatz, daß die Privatbeichte zwar kein göttliches Gebot, sondern Sache der Freiheit sei, daß aber im Einklang mit Art. XI der Augsburger Konfession die Kirche dafür sorgen müsse, daß man sich ihrer als einer Wohlthat frei bedienen könne, daß sie also „beizubehalten sei“, hatte das Oberkonsistorium in einem Erlaß vom 2. Juli 1856 bestimmt, „daß die in manchen Orten, namentlich in Landgemeinden noch bestehende und gepflegte Einrichtung der Privatbeichte sorgfältig aufrecht zu erhalten und zu fördern sei; ferner daß, so lange sie noch nicht bestehe, wenigstens die persönliche Anmeldung zur Beichte als eine Forderung der kirchlichen Ordnung bezeichnet werden müsse und, wo sie sich verloren habe, durch öffentlichen Unterricht und seelsorgerliche Unterweisung allmählich wieder in Geltung zu bringen sei, bei welcher Gelegenheit der Geistliche „den

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/437&oldid=- (Version vom 1.8.2018)