Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/388

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Teil von ihnen in die Luft flog, so hat auch die Union in Schlesien verspielt, als sie sich mit 500 bewaffneten Soldaten gegen mich und meine Mitbekenner und Mitbeter umgeben mußte. Die Treue im Kleinen, im Anvertrauten, segnet Gott der Herr. Luther wollte durchaus nicht ein Kirchenreformator werden, sondern wollte bloß sein Gewissen und seinen anvertrauten Beichtstuhl mit dem Anschlag der 95 Thesen retten. Ich kann Ihnen an Ihrem Teil auch nur raten: im Kleinen treu zu sein, d. i., daß jeder von Ihnen drei konföderierten Pastoren, Löhe, Wucherer, Stirner ihre Altäre, Kanzeln und Taufsteine zu lutherischen Festungen à la Zriny machen, und die Folgen Ihrer Treue mag dann der Herr leiten und segnen, denn an Seinem Segen ist doch Alles gelegen. Seine Gedanken und Seine Wege sind doch um so höher und anders als die unsrigen, um so viel höher der Himmel ist als die Erde. – Ich muß Ihnen, teuerster und in meinem Innern hochgeehrter Bruder Löhe gestehen, daß mir bei der Stelle 1 Kor. 1, 26–27: das Verachtete, und was da von Natur nichts ist, hat Gott erwählet, daß er zu nichte mache was da etwas ist, immer etwas bange bei Ihnen wird, weil Ihnen von Natur, von Mutterleibe an, so vielerlei geistige Gaben gegeben sind, die Sie zu einer hervorragenden, andern imponierenden Persönlichkeit machen, und derlei Art von Kreaturen erwählet der ewige Mann des bluttriefenden Golgatha selten in seinen Kriegen gegen der Welt Goliath, auf daß sich vor Ihm kein Fleisch rühme, weil Er nämlich auch das noble Fleisch, die nobeln hochbegabten Kreaturen selig machen will; denn gebraucht Er derlei, so würden diese gar leicht den Segen in sich sehen und also an ihrer eigenen Seligkeit Schiffbruch leiden, und das will der treue Hohepriester an keinem seiner Teuererkauften, Er will sie nicht in Versuchung bringen, darum hat Er auch durch den so schüchternen, sich mißtrauenden Augustinermönch die dreifache Krone stürzen lassen, und die so in schönen Worten gleißende

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/388&oldid=- (Version vom 1.8.2018)