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Löhe gab damit seinen Gegnern wohl nicht Recht, machte ihnen aber doch ein halbes Zugeständnis. Denn wenn zugegeben werden mußte, daß verfassungsmäßig eine lutherische Kirche in Bayern das Recht des Bestehens habe, so war ja die Hoffnung nicht unberechtigt, daß bei Erstarkung des konfessionellen Sinnes und kräftigem Willen der kirchlichen Oberen, allerdings noch eine „Entmischung“ und „Desunierung“ der bayerischen „Konfusionskirche“ und ihrer konfessionell verwirrten Verhältnisse möglich sei. Indessen gab Löhe dieser vermeintlichen Entdeckung und dem eine Weile ventilierten Plan, auf dieselbe einen neuen modus procedendi in der kirchlichen Frage zu bauen, keine weitere Folge. Andrerseits freilich hatte er damals auch – wie wir sahen – die Hoffnung fallen lassen, daß „eine Entwicklung dieses Chaos zu einer lutherischen Kirche“ noch denkbar sei, und die nun schon über ein Jahr andauernde Verzögerung der Antwort des Kirchenregiments auf seine und seiner Gesinnungsgenossen Eingaben mußte ihn in dieser Anschauung bestärken. Unter solchen Umständen wurde ihm das Verharren in der Gemeinschaft der Landeskirche immer unerträglicher. Er glaubte ohne vorhergehende Bereinigung der konfessionswidrigen Mißstände innerhalb der bayerischen Landeskirche das heilige Abendmahl weder nehmen noch reichen zu können.

 Als während dieser Zeit ein Sterbender in Neuendettelsau das heilige Abendmahl begehrte, wußte Löhe sich und ihm nicht anders zu raten, als daß er seinen Amtsnachbar um Aushilfe bat. Er war innerlich und äußerlich damals so sehr zum Aufbruch gerüstet, daß bereits zwischen ihm und einem befreundeten Pfarrer, seinem tapferen Kampfgenossen Volck, von einer gemeinsamen Reise nach Bamberg die Rede war, zu dem Zweck, dort eine passende Wohnung zu mieten.

 In diese Zeit peinlicher Spannung fiel die Versammlung der lutherischen Konferenz in Leipzig. Dort sollte – wie Ehlers an

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/374&oldid=- (Version vom 1.8.2018)