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und es wird mit ihr, so lange sie im Komplex des Ganzen ist, nicht durchgreifend besser werden, wenn nicht das Ganze besser wird.“

 Von solchen Anschauungen aus erklärt es sich, daß Löhe jetzt (es war im Jahre 1851) nicht länger ohne Sünde in der bayerischen Landeskirche verharren zu können glaubte, falls von Seiten des Kirchenregimentes nicht ernstliche Schritte zur Abstellung des ihn am meisten beschwerenden Übelstandes der gemischten Abendmahlsgemeinschaft geschähen. Darum bat er denn in einer Eingabe vom 2. Juli 1851 – in seinen Briefen „Mein Ultimatum“ genannt, die ebenso gemäßigt in der Form als entschieden im Inhalt war und der es der vorurteilsfreie Leser wohl abfühlen wird, daß sie wirklich war, als was sie sich bezeichnete: der Ausdruck der Gewissensnot der Petenten und ihrer letzten Hoffnung auf Menschenhilfe.

 Löhe war bereits auf das Ernsteste gefaßt, aber auch bereit, was da komme über sich ergehen zu lassen. An dem Tage, an welchem er die erwähnte Eingabe an das Konsistorium unterzeichnet hatte, schloß er einen Brief an Wucherer mit den Worten: „Gott mache und erhalte uns wacker in Seinem Streit und müssen wir siegend (‚besiegt‘ wird man sagen) vom Platze gehen, so gebe er uns ein fröhlich Herz und edlen Frieden, daß wir ihm nicht seufzend und traurig Opfer bringen. Was haben wir denn schon um Seinetwillen Großes gelitten? Ich meinerseits bin ein armer Sünder und will mich in meinen Staub legen und Gott loben, wenn ich um Seines Abendmahls, Seines Leibes und Blutes willen ein wenig leide.“

 Wir lassen um ihrer Wichtigkeit willen die Eingabe, die außer von Löhe nur noch von Stirner und Wucherer unterschrieben war, hier im Kontext folgen.


Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/367&oldid=- (Version vom 11.5.2019)