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 Löhe war eigentümlich zu mute. Der Freude über das Erreichte und der Hoffnung, in der bayerischen Landeskirche bleiben zu können, mischte sich doch auch ein Gefühl tiefer Trauer bei über so viele noch vorhandene Übel. Er sehnte sich nichtsdestoweniger aus Zuständen weg, die durch Worte ja nicht geändert werden.“ „Auf alle Fälle – schreibt er an P. Eichhorn – gehört mein Herz mehr den freieren Bildungen der lutherischen Kirche als der Landeskirche.“ P. Eichhorn kämpfte damals einsam seinen Kampf, der mit seinem Austritt aus der badischen Landeskirche endigte. Die Ähnlichkeit seiner Lage mit der Löhes – bei aller Verschiedenheit der kirchlichen Zustände in Baden und in Bayern – verdoppelte die innige, brüderliche Teilnahme, mit welcher Löhe seinen guten Kampf für die Wahrheit begleitete. Der Jubel, in welchen er bei der Kunde von dem erfolgten Austritt Eichhorns aus der Union ausbrach, und die begeisterten Worte, mit welchen er den „edlen Konfessor“ selig pries, daß er „der Ehre der Schmach Christi“ gewürdigt worden, lassen einen Blick in sein Herz thun und ahnen, wie ihm zu mute gewesen wäre, wenn ihm damals die Stunde der Befreiung aus dem Jammer landeskirchlicher Zustände geschlagen hätte. „Nun ist – schreibt er in jenen Tagen an P. Eichhorn – Ihr Ja ein Ja, und nicht zugleich ein Nein, wie bei den Unierten und die Posaune giebt einen deutlichen und klaren Klang. Nun sind sie ein Diener Dessen, der Treu und Wahrhaftig heißt – und die größte Ehre eines Mannes, seiner Überzeugung völlig zu leben, ist auf Ihrem Haupte. Wenn Sie nun predigen, heißt es: „Ich glaube, darum rede ich.“ Wenn Sie nun zum Altare gehen, Gottes Sakrament zu halten und zu nehmen, wird es sein, wie wenn die Hüllen weggenommen würden, und die Klarheit des HErrn wird um Sie leuchten. Kurz, ich freue mich und bin gewiß, daß sich alle Brüder freuen und daß auch im Himmel Freude darüber ist, daß wieder einmal die Wahrheit gestählt hat alles zu verleugnen, und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/361&oldid=- (Version vom 1.8.2018)