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auf weiteres zu vertagen. Statt sofortigen Bruches mit der Landeskirche versuchte er nun wo möglich innerhalb derselben eine Besserung der kirchlichen Zustände herbeizuführen und dem lutherischen Bekenntnis zum Recht und thatsächlicher Geltung zu verhelfen. Diesen Weg beschritt er durch die wiederholten Petitionen vom Spätherbst 1849, die oben bereits erwähnt sind. Wir bemerken dazu nur noch, daß Löhe mit seinem Dringen auf Bekenntnistreue und Verpflichtung der Geistlichen auf die Symbole mit quia doch keinen Anteil hatte an jener Ueberspannung der Symbole, die nun ein Charakteristikum der „missourischen Richtung“ geworden ist. Während diese letztere bekanntlich die Symbole fast wie einen lehrgesetzlichen Kodex von lauter gleich unverbrüchlichen Glaubensparagraphen ansieht, vertrat Löhe schon damals das Recht einer Unterscheidung des eigentlichen Bekenntnisses im Bekenntnis von der theologischen Zuthat an demselben. Er verwarf zwar den Kraußoldschen Satz: „Ich nehme in den Bekenntnissen das Bekenntnis an“ als zu vag und vieldeutig, stellte aber seinerseits den Satz auf: „Ich nehme an was in den Bekenntnisschriften bekennend (bekenntnisweise) gesagt ist.“ „Es fällt mir – sagt er a. a. O. p. 60 ff – nicht ein, am Buchstaben zu kleben und mir eine Symbololatrie zu Schulden kommen zu lassen. Ich unterscheide im Konkordienbuche was bekennend gesagt ist und was nicht also gesagt ist – und ich unterscheide noch mehr – gewisse einseitige, sich einander beschränkende und ergänzende Stellen der Symbole und Artikel, die im Streite der Kirche nicht völlig erledigt sind.“ An verschiedenen Beispielen aus den Schmalkaldischen Artikeln zeigt Löhe dann Recht und Pflicht dieser Unterscheidung und erörtert den Sinn des öfter von ihm gebrauchten Ausdrucks „das recht verstandene quia“, indem er fortfährt: Der zweite Satz (ich nehme an was in den Bekenntisschriften bekenntnisweise gesagt ist) will nichts vom eignen Ermessen der jeweiligen Bekenner wissen; er nimmt als Bekenntnis

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/345&oldid=- (Version vom 1.8.2018)