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mich an mich selbst zu sehr erinnern, und ich allzusehr erkenne, daß er ein Mensch nach meinem, d. i. nach Adams Bild ist. Ich bin arm und elend, wenn ich mich anschaue, und dennoch wandle ich im reichsten Fried und herzlichen Behagen unter den Meinigen. Wenn einmal Kreuz eintritt, so muß ich mit Hinsicht auf meine gegenwärtige Lebensstunde sagen: Haben wir Gutes vom Herrn empfangen etc. Mein Haus ist eine Hütte des Friedens etc.“

 Vielleicht dürfen wir auch noch eine Stelle aus einem Gevatterwerbebrief Löhe’s hier zur Mittheilung bringen, um zu zeigen, wie er alle Lebensverhältnisse, in welche die Ehe ihn führte, mit eigentümlichem Sinn und Geist durchdrang. Der an Pfr. K. gerichtete Brief lautet, so weit er hierher gehört:


 „Lieber Bruder und Gevatter!

 „Ich bitte Dich hiemit, Du wollest Dich heute, wenn es Dir anders möglich ist, bis gegen 4 Uhr Nachmittags bei mir einfinden und Dein Versprechen, meinen neugebornen Sohn bei der h. Taufe mit Red und Antwort zu vertreten, nach derselben Güte, mit der Du mir’s gegeben hast, auch lösen.... Was die Pathenschaft anlangt, so wünsche ich, daß Du sie in keiner andern Weise antretest, als ich sie von Dir erbitte. Ich verbitte mir jegliche irdische Gabe für das Kind. Alle im Nürnbergischen üblichen Sitten erkenne ich in keiner Weise und um so weniger an, als das Kind noch einen zweiten Pathen an seinem Großoheim bekommt. Die Hauptsache bei der Pathenschaft, um die ich Dich inständigst bitte, ist nicht mehr und nicht weniger als daß Du mir bei der Taufe beten helfest und ein Zeuge seiner Wiedergeburt werdest. Darauf kommt es mir ganz und gar an. – Darf ich Dich, und zwar nicht blos weil es Mode ist, bitten, daß Du auch ferner für das Kind betest, so sei Dir mein herzlichster Dank zum Voraus versichert.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)