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und Kirchenregiment sind um Hilfe angegangen, doch wohl nur, die augenblicklichen Zustände von oben herab durchs Amt zu verbessern. Es ist auch mir nach allen Seiten hin das Angenehmste, wenn auf dem Wege Hilfe kommt. Kein Bau von klein auf, so lange noch eine Hoffnung der Reparatur ist. Wie sollte ich anders denken, der ich weiß, wie vereinzelt ich mit meinen Freunden stehe, und wie nachteilig unserm Namen und unsern gesamten Lebensbedingungen der andere Weg sein würde. – Aber freilich, Vermeidung eines Bruches um jeden Preis – das billige ich nicht... Die Generalsynode hat geantwortet. Die Fakultät hat geantwortet. Das Oberkonsistorium wird antworten. Wenn nun alles zusammen, gleich dem Strauß, die Köpfe in den Sand steckt, um das Verderben nicht zu sehen, und nach dem Grundsatz verfahren wird: „Wer ist, der uns sollt meistern?“ so weiß ich nicht, wen ich noch fragen, was ich noch versuchen soll. Ein römischer Summepiskopus, ein annoch gemischtes Kirchenregiment (wenn gleich die reformierte Oberkonsistorialratsstelle ledig ist), eine unierte Generalsynode, unierte Dekanate z. B. München, unierte (auch formal unierte) Gemeinden, eine Fakultät, welche bei lutherischem Bekenntnis sich gegen Konsequenzen verwahrt (Th. reicht Schweizer und unierten Studenten, die er kennt und kennen muß, das Sakrament), die Nürnberger Geistlichen gegen Exkommunikation der Lästerer von des HErrn göttlicher Majestät, kaum daß drei einen seelsorgerlichen Einfluß versuchen wollen; in Nürnberg, Fürth etc. Rongeianer, welche zum deutschkatholischen Abendmahl („Zweckessen“ nennen sies) gehen, noch in kirchlichem Verband mit der lutherischen Kirche, nirgends Lehreinigkeit – und doch kein Wille, die Uebel abzustellen; nicht bloß keine Vereinigung mit uns Verachteten, sondern überhaupt kein Ernst, so weit ich sehen kann! – – Ich kann nur meinen Kopf in meine Hand legen und mich besinnen, wie auch sonst treffliche Männer das alles nicht bloß tragen, sondern mitmachen und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/332&oldid=- (Version vom 1.8.2018)