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1) daß unter Bezugnahme auf eine bereits bestehende Verordnung die Gesamtgeistlichkeit ermahnt werde, es hinsichtlich der Zulassung zum heiligen Abendmahl hinfort ernster und strenger zu nehmen, als es bisher der Fall gewesen sei; und
2) daß ausdrücklich ausgesprochen werde, es solle keinem Geistlichen zugemutet sein, wider sein Gewissen jemandem das heilige Abendmahl zu reichen etc.

 Löhe hielt diesen Antrag mit Recht nicht für ausreichend. Er überließ die Zuchtübung dem Gewissen und der Treue des einzelnen Hirten, während Löhe von dem richtigen Grundsatz ausgieng, daß bei der Handhabung der Zucht alle Bedeutung und aller Segen pastoralen Handelns „in der allgemeinen Anerkennung und Uebung der Kirche liege, und diese sich richtig allein in einem Verbote ausspreche,“ wie er es sub Ziffer 8 seiner Petition gefordert hatte. Allein die Synode warf sogar den Antrag ihres Referenten als zu weitgehend ab, und der von ihr unter großem Tumult durch Stimmenmehrheit gefaßte Beschluß gieng nur dahin: „es solle bei der bereits in dieser Beziehung bestehenden Verordnung sein Verbleiben haben und dem k. Oberkonsistorium überlassen bleiben, dieselbe bei der Geistlichkeit in Erinnerung zu bringen.“

 Das war nun freilich ein mehr als dürftiges, auch hinter billigen Erwartungen zurückbleibendes Resultat der Löheschen Bemühungen um Aufrichtung der Zucht. Die allerdings durch die Umstände gebotene Eile und Eilfertigkeit, mit welcher die ernsten gravamina seiner Petition behandelt, ja in einer Art von summarischem Handeln abgethan wurden, bestärkte ihn in dem Eindruck, daß es der Synode wie an Bekenntnistreue selbst, so auch an dem Willen und der Fähigkeit gefehlt habe, die bekenntnis- und schriftwidrigen Mißstände der Landeskirche in Lehre und Leben zu beseitigen.

 In der bereits mehrfach erwähnten „Beleuchtung der Synodalbeschlüsse“, die im März des Jahres 1849 bald nach Schluß der

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/304&oldid=- (Version vom 1.8.2018)