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selbst zum obersten Bischof ihrer Landeskirche wählen würden, so ist dies immer noch etwas ganz anderes; ihr Landesherr ist gleichen Glaubens, ein praecipuum membrum ecclesiae. Aber der König von Bayern ist ja römisch.“ „So geht doch alles fein päpstisch her. Unter dem Papste hausen Römische, unierte Griechen, armenische Christen, Dominikaner, Franziskaner, Jesuiten etc.; sie sind Eins im Kirchenregiment, im Papst; der bindet sie alle zusammen und ersetzt ihnen allen mit seinem Hirtenstabe die mangelnde Einigkeit der Geister. Hier (in Bayern) hausen die gestrengen Lutheraner, die mäßigen, die Pietisten, die Rationalisten – alle vereinigt durch Eine Synode und durch Ein Kirchenregiment. Das Summepiscopat ist römisch, das Kirchenregiment ist uniert, die Kirche ist lutherisch, reformiert, uniert, rationalistisch.

 Indes trotz dieser schneidenden Kritik war Löhe doch maßvoll und unbefangen genug, die Aufhebung des landesherrlichen Summepiscopats für keine conditio sine qua non seines Bleibens in der Landeskirche zu betrachten. „Wäre weiter nichts – sagte er in seiner schon erwähnten Beleuchtung der Synodalbeschlüsse – als der Summepiskopat des römisch-katholischen Fürsten, wir würden uns bedenken. Wir würden uns bei entschiedener Liebe und Bewunderung der ebenso freien als festen, durch die Geschichte völlig bestätigten apostolischen Verfassung doch in jede Verfassung gefunden haben. (Aber) es handelt sich vor allem um Bekenntnistreue etc.“

 Es scheint uns von Wichtigkeit, diesen Punkt schon hier zu betonen. Nicht seine Vorliebe für freikirchliche Institutionen war es in erster Linie, was Löhe den Gedanken des Austritts aus der Landeskirche so ernst nahe legte, auch nicht die sittlichen Schäden der Landeskirche und die mangelnde Sittenzucht innerhalb derselben, sondern der Mangel an Bekenntnistreue, die thatsächliche Nichtgeltung des Bekenntnisses bei formaler Rechtsbeständigkeit desselben. Darauf, nämlich auf Wahrung des Bekenntnisses und Einführung desselben

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/301&oldid=- (Version vom 1.8.2018)