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 Auch einige Bruchstücke aus solchen Briefen an seine Schwiegermutter, in welchen der Ernst seelsorgerlicher Ermahnung vorherrscht, seien hier noch mitgetheilt.

 „Uebrigens“ – schreibt er einmal an seine Schwiegermutter – „kannst Du doch mit Händen greifen, daß der HErr mitten unter seinen Feinden siegt. ,So Du könntest glauben, so würdest Du die Herrlichkeit Gottes sehend wie oft habe ich Dir diesen Spruch aus der Geschichte der Auferweckung Lazari vor die Ohren gebracht. Es geht durch dunkle Thäler zu schönen lichten Höhen; ’s ist auch so finster nicht, wenn man zu seinen Füßen das Licht hat, von welchem man im 119. Psalm und im Liede: Durch Adams Fall etc. liest. Ja, wenn einem auch keine einzelnen Verheißungen und Sprüche einfallen, sollte man nicht so viel in Erinnerung haben, daß das Licht immer wieder aufgehen muß den Gerechten und Freude den frommen Herzen? Laß Dich nicht durch das Wort ,gerecht‘ und ,fromm‘ in Versuchung führen; gerecht und fromm ist wer glaubt. Glaube nur, so gehören alle Verheißungen Dir. Glauben heißt: Gott Recht lassen, auch wo man das Gegentheil fühlt.

„Sein Wort lass’ Dir gewisser sein,
Und ob Dein Herz spräch lauter Nein,
So lass’ Dir doch nicht grauen.“

 Ein andermal schreibt er derselben:

 „Ich wünsche Dir jenen Glauben, der hier auf Erden ohne Schauen besteht. Du nennst das Leben ohne Freude und stimmst hierin mit Allen überein, die eine etwas längere Zeit gelebt haben, als sie wahrscheinlich noch zu leben haben. Danke Gott, liebe Mutter! Solche Erfahrungen machen die im Tode erfolgende Trennung leicht. – Indessen, wenn man freilich weiter keine Erfahrungen machen könnte, so wäre das Leben ein pures Jammerthal. Aber Du bekennst doch, bei Gottes Wort sei noch

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)