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Synode zum Bekenntnis nur als ein Manöver, die Bekenntnisfrage zu umgehen“ als eine „Komödie“ bezeichnete? Wird man es ihm verargen, wenn er – natürlich unter Anerkennung des konfessionellen Standpunkts Einzelner – der Synode als Körperschaft den lutherischen Namen und Charakter absprach? Wollte die Mehrheit der Synode sich ja nicht einmal für die von Löhe (s. Petition II, 2) beantragte Trennung des Kirchenregimentes der lutherischen und der reformierten Kirche aussprechen, aus Furcht den Vorwurf der Lieblosigkeit auf sich zu laden, wie sie andrerseits auch der unierten pfälzischen Kirche gegenüber, welche damals die Aufhebung ihrer Unterstellung unter das protestantische Oberkonsistorium beantragt hatte, den Wunsch aussprach, daß dieselbe sich wieder mit ihr unter Einem Kirchenregiment vereinigen möge. Und doch wollte eben diese pfälzische Kirche sich nicht einmal auf den Boden der sog. Konsensusunion sondern mit Entschiedenheit auf den der konfessionslosen Union stellen und hatte hauptsächlich aus dem Grunde mit dem Oberkonsistorium in München sich überworfen und die Lösung des bisherigen kirchenregimentlichen Verbandes beantragt, weil die oberste Kirchenbehörde den § 3[1] der pfälzischen Unionsurkunde in dem Sinne deutete, daß der Konsensus der lutherischen und reformierten Symbole als Bekenntnis der pfälzischen Union gelten sollte. Die pfälzische Generalsynode hingegen wollte aus dem erwähnten Paragraphen das Recht der kirchlichen Lehrfreiheit ableiten und gab zugleich von dem was sie unter Lehrfreiheit verstand eine unzweideutige Probe dadurch, daß sie einen öffentlichen Leugner der Gottheit Christi zu ihrem Sekretär erwählte. Zwar erließ die diesseitige Generalsynode in einer ihrer letzten


  1. Anm. Dieser Paragraph lautet: „Die protestantisch-evangelisch-christliche Kirche (der Pfalz) hält die allgemeinen Symbola und die bei den gesamten protestantischen Konfessionen gebräuchlichen symbolischen Bücher in gebührender Achtung, erkennt jedoch keinen andern Glaubensgrund noch Lehrnorm als allein die heilige Schrift.“
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/297&oldid=- (Version vom 11.5.2019)