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Die Generalsynode des Jahres 1849.

 Unter ernsteren Auspizien hat keine bayerische Generalsynode ihre Beratungen begonnen als diejenige, welche in der Zeit vom 28. Januar bis 21. Februar 1849 in Ansbach tagte. Durch die tiefeingreifenden Veränderungen auf staatlichem Gebiet war auch der bisherige Rechtsbestand der Landeskirche ins Schwanken geraten. Mit den Grundrechten schien ein neuer, vorläufig freilich noch völlig unsicherer Rechtsboden für die Neuordnung des Verhältnisses von Staat und Kirche geschaffen. Diese veränderten Beziehungen der Kirche zum Staate neu zu regeln betrachtete die öffentliche Meinung und die Synode selbst als einen wesentlichen Teil ihrer Aufgabe. Schon bei dieser Frage war ein Aufeinanderplatzen der Geister zu erwarten. Noch heftigere Kämpfe stellte die Verschiedenheit der konfessionellen und theologischen Ueberzeugungen, die sich innerhalb der Synode begegneten, in Aussicht. Die äußerste Rechte der Synode bildete die kleine, konfessionell entschieden gesinnte Fraktion der Gesinnungsgenossen Löhes, der v. Tucher, Decan Gademann, Pfarrer Deinzer, Hommel, Ott, Sörgel und noch etliche Landleute angehörten, und der sich bei manchen Abstimmungen noch etliche der übrigen Synodalen von verwandter Ueberzeugung anschlossen. Den Ausschlag bei den Abstimmungen gab die an Zahl am stärksten vertretene Mittelpartei, die in ihrem Schoße allerdings sehr mannigfach abgestufte konfessionelle Standpunkte bis zum unionistisch verschwommenen Standpunkt herab vereinigte. Auch an einer äußersten rationalistisch gesinnten Linken fehlte es nicht, die durch die plumpe Derbheit ihres Auftretens ersetzte, was ihr an Zahl und geistiger Bedeutung abgieng. In Folge der damals noch bestehenden Unterordnung der wenigen reformierten Gemeinden im diesseitigen Bayern unter das Regiment der bayerischen Landeskirche saßen auch zwei reformierte Abgeordnete in der Generalsynode. Schon dies flüchtige Bild von der Zusammensetzung der Synode zeigt, daß Löhe nicht Unrecht

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/293&oldid=- (Version vom 1.8.2018)