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waren, gehört. Frau Z. und ich hörten dabei die Stubenthüren im Hause unten, die richtig verschlossen worden waren, schlagen, und mir war es, als wäre mein oberer und unterer Hausplatz und die Stiege erleuchtet. Seitdem ist im Hause Ruhe. Aber seitdem ist das Pfarrhaus und der Pfarrer von Neuendettelsau der Gegenstand der seltsamsten Gerüchte. Daß sich der Pfarrer mit dem Teufel balge, ist Allen ausgemacht. In der Gegend sagt man: der Teufel wolle den Pfarrer holen. Die katholischen Bauern von Veitsaurach können es namentlich nicht begreifen, warum der Teufel gerade den Pfarrer holen wolle. Beinahe kommt’s heraus, als hätte der Teufel an die Mystiker ein besonderes Recht. Ich werde von den Leuten mit Furcht und Scheu betrachtet. Es ist so weit, daß sogar die Gensdarmerie Notiz nahm. Der Brigadier besuchte mich und hätte gute Lust gehabt, den Teufel zu fangen. – Sieh da, was für ein Dettelsauer Leben! Wie lustig gehts da zwischenein her gerade in dem besessenen, nun aber gereinigten Pfarrhause[1]. Nun scheint der Teufel, wie er nicht mehr im Hause ist, in die Leute und ihre Zungen gefahren zu sein, wie dort in die Säue. –

 „Diesen Brief habe ich Dir zur Gratulation geschrieben, und Helene saß dabei oben auf dem Gefieder meiner fliegenden Feder und gab zu aller Gratulation den Nachdruck etc.

Dein W. L.“ 



  1. Wir wollen absichtlich von den Spukgeschichten, die man sich über das Dettelsauer Pfarrhaus erzählt, schweigen. Daß es eine Stätte gespenstischen Treibens war, ist ohne Zweifel. Es ließen sich da merkwürdige Geschichten erzählen, die jedoch besser der Oeffentlichkeit vorenthalten bleiben. Löhe meinte, Teufeleien dieser Art müsse man geringschätzig behandeln „als Todeszuckungen der alten Schlange, verächtliche Bewegungen des sterbenden Drachen, nicht werth, daß man ihretwillen auf seinem Lager den Kopf von einer Seite auf die andere lege“. Er kannte auch solchen Erscheinungen gegenüber kein Grauen. Schließlich wich auf sein ernstliches Gebet der Spuk aus dem Hause, und man hat nicht gehört, daß die Bewohner desselben späterhin irgend wie mehr belästigt wurden.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)