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waren, zu gehorchen, fiengen sie an, verschmitzt und versteckt, für jede Verordnung einen Ausweg und eine Ausrede zu suchen, bei welchen alles beim Alten und ein Jeder bei seinem eigenen Sinn bleiben konnte. – Bei alledem aber ist mir die Art und Weise, wie alle diese Dinge emporgebracht wurden, eine widerwärtige, und ich schaudere vor den Händen, welche solche Werke wirken. Oft habe ich in vorigen Jahren gesagt: ,die Gottlosen werden dem Faß den Boden ausschlagen, und dann können wir auch aufathmen;‘ nun es aber kommt, find’ ich die Gottlosen zu gottlos – und bin recht betrübt über die einzelnen Zeichen des Abfalls im Parlament. Es ist alles so gar anders gegangen, als z. B. in Nordamerika, und ich weiß nicht, wo dauerhaft Gutes herauskommen soll, wenn man so gar ohne Aufsehen zu dem ewigen König bleibt. Die Fürsten sind nicht mehr von Gottes Gnaden, wenigstens in dem früheren Sinne sind sie es nicht mehr. Aber auch ein solches Volk ist nicht von Gottes Gnaden mehr, ich sehe eine massa perditionis.

 „Was ich im amerikanischen Werke erlebt habe, was ich im Neuen Testamente über Gottes Pädagogie im Großen gefunden habe, wovon ich in Ihrer Anwesenheit oft geredet habe, das kömmt mir nun zu Statten. Ich habe für meine Freunde in der Nähe und in Amerika, was ich wußte, zu schreiben angefangen und bereits 25 Bogen, wie Sie den Augenblick einen in der Hand haben, vollgeschrieben. Leider kann ich jetzt nicht davon mit Ihnen sprechen. Meine Arbeit wird wenig Anklang finden und wenig helfen.

W. L. 




Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)