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auch ruhiger. Am ruhigsten scheint es außer in Mittelfranken in bayerisch Schwaben zu sein. Die Bauernunruhen im Odenwald und Mainthale sind mir äußerst widerwärtig und wegen ihrer Ansteckungskraft sehr bedenklich. – In dieser Zeit erscheint Amerika wie ein Asyl, die amerikanische Sache wie ein stiller Bach Siloah. Ich kann den Gedanken nicht los werden, daß eine Auswanderung der Armen auf Staatskosten das wohlfeilste Mittel gegen Proletariat und Pauperismus wäre.

 „Gott segne Sie, Ihr ganzes Haus, und

Ihren treu ergebenen 
W. Löhe.“ 




An Frau Focke in Essen.
22. März 1848. 

 „Ich habe bei manchen Gelegenheiten in mir etwas wahrgenommen, das nach Thaten dürstet. Aber an diesen Thaten keinen Theil zu haben bin ich herzlich froh. Es sind eitel irdische Interessen, welche sich so gewaltig geltend machen, und dem armen, armen Volke wird sein ewiges Heil vollends in den Hintergrund gedrängt. Es gibt nach oben und unten nur trübe Blicke. Die Höhen sinken und es wird, fürcht’ ich, etwas viel flach werden, wenn sich alles eingerichtet hat. Gut, wenn dann Gottes Kirche heilig und hehr zu den ewigen Höhen ragt und den Seelen, die mit keiner zeitlichen Wohlfahrt und mit keiner Politik zu sättigen sind, zur Zufluchtsstätte wird.

 „Man schreit – und selbst meine Betrunkenen wiederholen es, wenn sie des Abends vom Wirtshaus heim und vor dem Pfarrhause vorübergehen – man schreit: „Freiheit und Gleichheit.“ Man will alle Culte frei haben, und ich wünsche dies auch. Aber es spricht sich in jenem Geschrei auch ein heuchlerischer, finsterer, tyrannischer Geist aus. Das haben wir diese

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/269&oldid=- (Version vom 1.8.2018)