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Sie fielen in’s Nichts, zumal wenn es der Kirche gelänge, die Besoldungstheile, welche von ihr herrühren, zu retten. Die Kirche würde dann ihre Mesner-, Cantor-, Kirchnerstellen zu großem Nutzen mit jungen Theologen besetzen und durch sie auch Privatschulen errichten, welche, der Kirche ganz ergeben, in ihrem Sinne alles lehren würden und wie in Nord-Amerika über die elenden Staatsschulen den Sieg davon tragen könnten.




An C. v. Raumer.
Neuendettelsau, 15. März 1848. 

 „Theurer väterlicher Freund!

 „Wie Du in diesen Wochen innerlich und äußerlich ergriffen und beschäftigt sein magst, kann ich mir denken. Ich habe mich oft im Geiste in Deine Nähe versetzt, um zu hören, was Du zu alledem sagst. Heute las Hermann Harleß einen Brief seines Bruders in Leipzig über die Vorgänge jenseits und diesseits des Rheins vor, und ich habe mich herzlich gefreut, die Bestätigung meiner eigenen Ansichten in Allem und Allem zu finden. Wahrscheinlich bist auch Du beim Blick auf die wankenden Höhen und die brausenden Tiefen gleich betrübt und erkennst böse Wehen einer neuen, längst geahnten Zukunft. Die Art und Weise der Bewegungen unter uns nehmen mir die Achtung vor Großen und Kleinen und wenn man, wie in Rom (?) beim Tumulte, eine Partei erwählen sollte, würde einem die Wahl, an welche man sich wegwerfen sollte, schwer werden. – Es geht alles darauf aus, die Höhen und mit ihnen die Mahnung zum Höchsten, soweit sie von irdischen Dingen kommen kann, dem Boden gleich zu machen, und statt aller Poesie des Lebens kann es ein gemeines Gewühl der irdischen Interessen geben etc. Ich will nur schweigen.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/265&oldid=- (Version vom 1.8.2018)