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auch diese Schrift auf dem Boden und aus dem Bedürfnis seines Lebens im Amte erwachsen. „Der Verfasser – sagt er in der Vorrede dieses Büchleins – hatte manch liebes wiederkehrendes Jahr in der Reformationschristenlehre von Luther’s Leben und Wirken erzählt. Im Jahre 1844 lüstete es ihn, auch einmal etwas von der Reformation in Franken vorzutragen, da er und seine Pfarrkinder dem fränkischen Stamm angehören und in Franken wohnen. Luther’s Geschichten sind herrlich, aber es geht ihnen wie allen Wundern Gottes: assiduitate vilescunt.“ Er erzählt dann weiter, wie der Vortrag der dürftigen Notizen, die er für die Reformationschristenlehre jenes Jahres sammeln konnte, ungewöhnliche Aufmerksamkeit bei der Gemeinde fand, so daß er sich dadurch ermuntert fühlte, die vaterländische Reformationsgeschichte zum Gegenstand tieferen Studiums zu machen. Uebrigens verfolgte er mit der Veröffentlichung seiner Studien zur Reformationsgeschichte des Frankenlands auch noch den weiteren Zweck, unter dem fränkischen Volke überhaupt Sinn und Liebe für die reiche Vorgeschichte seines Stammes zu wecken. „Daß unsern Kindern – sagt er in der Vorrede des Buchs – in den Schulen die Namen und guten Werke unserer bayerischen Könige erzählt und eingeprägt werden, ist ganz recht, denn Christenkinder sollen die Könige nach Gottes Befehl ehren und für sie beten lernen. Daß man ihnen die Namen und Thaten aller bayerischen Herzoge von Ur an einprägt, mag loben wer da will, ungehindert. Aber daß die Kinder von den Helden und Thaten im Lande zu Franken, wo sie geboren sind und leben, gar nichts erfahren, daß sie nicht einmal den Stamm kennen lernen, zu welchem sie gehören, daß sie sich am Ende einbilden, nicht blos bayerische Unterthanen, sondern auch bayerischer Abkunft zu sein: das kann man nicht loben.“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)