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seit ungefähr einem Jahre nicht mehr gehen konnte, zu Löhe gebracht. Auf die Bitte der Aeltern betete Löhe über dem Kinde, dessen Angesicht sich während des Betens in schreckenerregender Weise verzerrte. Nachdem das Kind wieder zu sich gekommen war, wurde es mit den Aeltern allein gelassen. Bald aber wiederholten sich die Anfälle und Löhe wurde wieder gerufen. Er betete und machte das Zeichen des Kreuzes über dem Mädchen, worauf es wieder ruhig wurde.

 Es dauerte aber nicht lange, so wurde Löhe zum dritten Male gerufen. Er betete nun noch dringender, sprach den christlichen Glauben und das Vaterunser; das Mädchen schrie laut auf: da wandte Löhe den Exorcismus an, worauf das Mädchen ruhig wurde, tief aufathmete und völlig zum Bewußtsein kam. Jetzt nahm Löhe das Mädchen bei der Hand, forderte sie auf, von der Bank, auf der sie saß, aufzustehen und das Gehen zu versuchen. Da das Mädchen die Füße beim Gehen noch nachschleppte, sagte Löhe zu ihr: Gehe ordentlich! hebe deine Füße besser auf! – Gehe allein! Und siehe: das Mädchen vermochte allein im Zimmer auf und ab zu gehen.

 Nun hieß Löhe die Leute nach Hause gehen, mit der Weisung, ihm wieder Bericht zu erstatten, das Mädchen aber brauche nicht mehr zu kommen.

 Zwei Tage darauf kam der Vater voll Freude und sagte: „Herr Pfarrer, das Mädchen ist gesund, gestern ist sie in der Schule gewesen.“ Das Mädchen blieb gesund.


 Wer ein Tagebuch geführt oder ein sehr gutes Gedächtnis gehabt hätte, alles zu behalten, könnte ein Buch schreiben, wenn er alle Kranken und ihre Leiden nennen wollte, die Löhe’s Gebet und durch dasselbe Hilfe und Heilung suchten. Löhe

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/218&oldid=- (Version vom 1.8.2018)