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Die Pferde wurden eingespannt, der Kranke von starken Männern auf den Wagen geschafft. Als aber die Pferde anziehen sollten, gieng es nicht, die Thiere schnaubten, schäumten, bäumten sich, brachten den Wagen etwa einige Schritte vorwärts, um dann schweißtriefend stehen zu bleiben. Alles Antreiben war vergebens. Man spannte nun vier Pferde an. Mit diesen gieng es erst nicht besser, doch endlich zogen sie an. In Schweiß gebadet, mit Mühe und Not nach langer Fahrt brachten die vier Pferde, welche stark und wohlgenährt waren, das Wägelchen mit den drei bis vier Menschen nach Dettelsau, d. h. bis vor das Dorf, weiter konnte man sie nicht bringen. Die Leute stiegen dann mit dem Kranken ab, und das Fuhrwerk fuhr leer herein.

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 Der Kranke wurde zu Löhe gebracht. Löhe gebot dem Geist, der aus dem Kranken redete, zu schweigen und hinzugehen, wohin er gehöre. „Ich gehör’ in’s Teufels Reich“ war die Antwort. Hierauf ließ Löhe den Jüngling seinen Glauben bekennen, was demselben fast unüberwindliche Schwierigkeit verursachte. Darauf betete Löhe mit dem Kranken, der nun samt den Seinen Löhe bat, ihn einige Tage zu behalten. Er wurde bei einer braven Familie untergebracht und kam immer zur Zeit des Abendgebetläutens zu Löhe, welcher dann mit ihm und für ihn betete und ihn das apostolische Glaubensbekenntnis und Vaterunser beten ließ. Schon am zweiten Tage sagte er zu seinen Hausleuten, er möchte arbeiten, sie sollten ihm Holz und Werkzeug geben, damit er Schleißen machen könne. Vom dritten Tag an war er wie neugeboren, machte fleißig Holz klein, arbeitete sonst und half seinen Wirtsleuten aus eigenem freien Antrieb in allen Geschäften, während er Jahr und Tag nicht die mindeste Arbeit gethan hatte. Nach acht Tagen konnte Löhe ihn nach Hause schicken, als fröhlichen, von seinem Jammer

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)