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 Die Gedächtnispredigt hielt Löhe über Matth. 10, 40–42. In Anbetracht der oben angedeuteten Umstände war diese Textwahl gewiß eben so klug als zutreffend.

 „Der Verstorbene“ – sagte er – „war Patron dieser Kirche. Hat er als solcher nicht auch Christen aufgenommen, Christum und Seinen Vater? Hat er nicht Pfarrer und Propheten der Wahrheit aufgenommen? Hat er nicht die Geringsten unter den Brüdern Jesu aufgenommen? Kann man also nicht auch bei ihm von eines Propheten Lohn reden? Und ob auch hierüber ein Zweifel herrschen könnte, so bleibt doch ,der Becher Wassers, den Geringsten gereicht.‘ Und das ist in reichem Maße geschehen. Von den zeitlichen Gaben zu schweigen, ist es doch etwas ganz anderes mit den Gütern, deren Darreichung und geordnete Verwaltung eine Kirche und Pfarre möglich macht.

 „Dafür halten wir eine Gedächtnispredigt, eine Dankpredigt, denn Gedächtnis und Dank geht zusammen.

 „Christus ist dankbar: kann man das sagen? Ja, Christus ist in göttlichem Maße dankbar. Er gedenkt der Wohlthäter, als hätte jemand Ihm, der doch kein Bedürfnis hat, etwas geschenkt. – Und ich sollte in Christi Namen nicht danken, nicht gedenken, nicht bekennen, daß uns Gottes Wohlthat durch des verewigten Kirchenpatrons Hand mitgetheilt worden ist? – Und Ihr solltet nicht eine Gedächtnispredigt hören? Was könnt Ihr ihm sonst geben? Wie mancher unter Euch hat sich an ihm versündigt? Wahrlich, Ihr habt auch Ursache, ihm zu danken und sein zu gedenken, wie er mit offener Hand und mit einer Pilgermuschel voll himmlischer Güter vor Euch steht.

 „Könnt Ihr aber nicht mehr thun als gedenken? Könnt Ihr nicht beten, daß ihm ewig vergolten werde? Auf alle Fälle.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)