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hinterlassen, zu reden. Er beantwortete unter andern auch die Fragen: wann dieses Zeugnis zu geben sei und was uns zur Ablegung desselben verpflichte? Er zeigte, daß dieses Zeugnis allezeit abgelegt werden müsse, im Leben und im Sterben, besonders aber, wenn Christus angefochten und geleugnet werde, oder wenn wir selber angefochten werden und der Feind nach unserer Seele trachte. „Ach – fuhr er dann klagend fort – ach über die stummen Sterbebetten! Ach über das stumme Leben, das dann auch nicht redet, wenn der Mund im Tode verstummt! Man sollte im Leben für treues unumwundenes Zeugnis von Christo besorgt sein, damit es bei stillem Tode nicht fehle. Dabei wies er auf das – wenn ich nicht irre, in den Pastoralsammlungen von Fresenius erwähnte und von ihm oft erzählte Beispiel jenes sterbenden Offiziers hin, der nach Empfang des Sacramentes noch ein Glas Wein forderte, um es – gleichsam als Kelch der Danksagung – zu Ehren des Sacramentes zu leeren, und dann fröhlich mit lautem Bekenntnis seines Glaubens an den Erlöser sein Haupt zum Tode neigte. Zur letzten Frage übergehend: was uns zur Ablegung des Bekenntnisses, von Christo verpflichte? antwortete er: Vor allem die Rücksicht auf uns, damit wir, nach dem Texte, erkannt werden als Gerechte und Selige; sodann auch die Rücksicht auf die Unsern, weil es für sie ein peinigendes Gefühl ist, über unsere Seligkeit im Zweifel sein zu müssen; ferner die Rücksicht auf die Gläubigen, damit sie gestärkt werden durch den Triumph unseres Glaubens in Not und Tod; endlich die Rücksicht auf die Ungläubigen, damit sie durch den Anblick unserer Glaubensfreudigkeit im Sterben auch zum Glauben gezogen werden etc. Mit der Bitte an seine Zuhörer, daß sie, wenn sie in Sterbensnot geriethen, so lang und soviel als möglich ihren Glauben bezeugen möchten, schloß er.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)