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erste und zweite zurückgelegt habe, der stehe auf der dritten und höchsten, die mit den Worten bezeichnet sei: Wir sind des HErrn. „Wenn man nun – fährt Löhe fort – von den Dettelsauern nicht rühmen kann, daß sie dem HErrn leben, sondern nur, daß sie Ihm sterben und in Folge dessen Sein sind, so ist das freilich kein regelmäßiger und ordentlicher Gang und Stand, und das soll auch nicht gesagt werden; es ist ein Ausnahmszustand, der seine großen Gefahren und Bedenken hat, der nur durch eine ganz besondere Barmherzigkeit des HErrn gelingen kann – und das eben ist es, was der Pfarrer meint.“ Auf die Entgegnung, daß sonach die Bauern von Dettelsau ein Haufe von Schächern zu sein schienen, erwidert Löhe: „Vielleicht weigern sich am Ende die Gemeindeglieder des Vergleiches nicht. Neulich führte einer unter ihnen den Pfarrer in seliger Mitternacht zu einem andern, der gerade an der Stelle des Schächers sterbend hieng und betete, und der sagte: Wir taugen alle nicht viel, das wissen Sie selber am besten, aber was ist das doch herrlich, daß nun wieder einer von uns so selig und fröhlich aus der Zeit geht. Der sagte also dasselbige, was der Einwand, welcher oben gemacht wurde; den Pfarrer aber bewegte bei der Rede seines Führers doch der Gedanke, daß auch das Leben seiner Pfarrkinder nicht mit dem Namen des Schächers bezeichnet werden dürfe, sondern daß schon vielfach Gutes vorhanden sei, die Saat des göttlichen Wortes, die eben mühselig durch’s Dorngestrüpp des Lebens sich aufwärts ranke und durch die gütigen Kräfte des göttlichen Worts und der zukünftigen Welt, die ohne Unterlaß niederregnen, genährt und erhalten werde und endlich sich bis zu einer gesegneten Sterbestunde hindurchranke. Es geht von der Unreinigkeit zur Reinigkeit, von der Unlauterkeit und Falschheit zur Lauterkeit und Aufrichtigkeit, von der Schwachheit zur Stärke, durch Staub und Schmutz zu immer neuer innerer

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)