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ja schon deshalb sehr schwer wird, weil sie sich thörichtermaßen ihres Dialektes schämen und hochdeutsch sich nicht auszudrücken wissen. Ich war Zeuge seliger Fortschritte und habe wol Freuden der Seelsorge nie so genossen, als wenn ich merkte, daß wieder Einem mehr in der Beichte das Herz und der Mund aufgieng. Einmal beichtete ein seliger Bruder, ein junger Landwirt, und schloß seine Beichte in folgender Weise: ,Es soll aber besser werden; ich habe mir nun fest vorgenommen, daß ich in meinem Hause nur der Knecht sein will, der Hausherr aber soll Jesus Christus sein, mein Haushalt und meine Feldwirtschaft soll nach Seinem Sinn und zu Seinen Ehren bestellt werden, und was er mit all meiner Habe gethan haben will, das soll mit Freuden geschehen.‘ Ein anderer junger Landmann, der mir es anmerkte, daß ich von vielem Beichthören müde geworden war, sagte: ,Herr Pfarrer, ich will gar nichts, als die Absolution hören. Sie dürfen mir’s vor Gott glauben, daß ich mich als einen armen Sünder erkenne, und allein durch Vergebung meiner Sünden selig werden will: sprechen Sie mir getrost die Absolution.‘ Wer den fränkischen Landmann kennt, der wird es begreifen, wenn ich sage, dergleichen Aeußerungen seien meiner armen Pfarrersseele gewesen wie der Thau, der vom Hermon herabfließt auf die Berge Zions.“

 Von den in protestantischen Kreisen empfohlenen Surrogaten der Privatbeichte (Hausbesuche bei den Pfarrkindern, seelsorgerliche Gespräche mit denselben auf der Studierstube des Pfarrers) hielt Löhe nicht so viel. An Kraft die Seele anzufassen, kämen sie alle der Privatbeichte bei Weitem nicht gleich.

 Wie hoch Löhe die Privatbeichte schätzte, geht aus dem Gesagten schon hervor. Er erklärte sie für die von Segen triefendste unter allen Kirchenordnungen, für das edelste Gewächs der christlichen Freiheit, für das größte Erziehungs- und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)