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des Katechismus zu erreichen, hielt er für das nächste Ziel des katechetischen Unterrichts. Dieses Verständnis zu erzielen, sollten die Randerklärungen seines Katechismus dienen, auf deren Inhalt und Form er bei Herausgabe des Buches viel Fleiß verwendet hatte. War dieses Ziel erreicht, so gieng er an die Darlegung des eigentlichen Lehrgehalts des Katechismus. Auch hier hielt er sich streng an Luthers Auslegung, nur bestrebt ihren reichen Inhalt zu entfalten, ohne denselben durch Herbeiziehung verwandten Stoffes aus der Dogmatik und Ethik vermeintlich bereichern zu wollen. Lieber schloß er dasjenige, was sich nicht einfach unter ein bestimmtes Gebot subsumieren ließ, demselben als selbständiges Lehrstück an; so z. B. lehnte er die Lehre vom geistlichen Amt und den Pflichten der Gemeinden gegen dasselbe einfach an das vierte Gebot an, ohne sie unter dieses zu subsumieren. Wenn auch das Verhältnis des Kindes zu den Aeltern der Grundtypus aller Autoritätsverhältnisse sei, so lägen doch die Verhältnisse, die das vierte Gebot regelt, auf dem Gebiet der Schöpfungsordnung, während das Amt dem Gebiet der Heilsordnung angehöre. Die Geistlichen seien – namentlich wenn sie des Charakters staatlicher Beamten völlig gar entkleidet würden – nicht „Herren“ im Sinne des vierten Gebots. Die Autorität des geistlichen Amts


    und sechste Hauptstück handle ja ganz und gar von dem Wesen der Rechtfertigung, nämlich von der Vergebung der Sünden. Aber eben deshalb lag ihm in Predigt und Unterricht weniger daran, die schulgerechte Doctrin von der Rechtfertigung vorzutragen, als vielmehr – im Anschluß an den Gedankenfortschritt vom fünften zum sechsten Kapitel des Römerbriefs – den Zusammenhang der Rechtfertigung mit den Gnadenmitteln und dem Leben der Kirche aufzuzeigen. Die gläubige Aneignung der Sündenvergebung in der Taufe und namentlich in dem Wort der Absolution sei das Wesen der Rechtfertigung, die Absolution sei die verkörperte Rechtfertigung, wie die Beichte die verkörperte Buße.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)