Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/135

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dann geschehen sollte, wenn es Ausdruck vorhandenen inwendigen Lebens ist, so wird wohl tiefe Stille eintreten müssen. – Als ich anfieng Te Deum zu beten, war es ziemlich unerquicklich: jetzt ists nicht mehr Lippenwerk allein; ich freue mich immer auf den Mittwoch. Noch mehr war es bei der alternierenden Litanei der Fall; dennoch bete ich sie nun bereits mit der großen Gemeinde im Sonntaghauptgottesdienste. – Ich erkenne immer mehr, daß liturgische Einrichtungen erst dann ihre volle Wirkung äußern, wenn sie nicht mehr neu sind. Die Neuheit stört, die Gewohnheit fördert. – – Daß ich bei gegebener Gelegenheit gegen alles opus operatum lehrend und eifernd auftrete, versteht sich.

 „So wie ich von der Theilnahme der Gemeinde an der Liturgie Segen erfahre, so erfahre ich von selbstthätiger Theilnahme auch in anderen Stücken Segen. Ich frage in den Christenlehren auch die Alten. Es wollte anfangs nicht gehen; aber die Aufmerksamkeit wurde gemehrt, das war die erste Frucht. Jetzt ist es schon weiter, wenn auch noch nicht da, wo ichs wünsche.“

 Im Jahre 1853 am 1. p. Trin. wurde die volle Form der lutherischen Communio in der Kirche zu Neuendettelsau zum ersten Male gebraucht. Die Gemeinde zeigte sich empfänglich, und namentlich die Abendmahlsliturgie wurde ohne Widerspruch an-, ja mit Wohlgefallen aufgenommen, schon um der Gesänge willen, welche Löhe durch einen häufig anwesenden Freund seinen Missionsschülern einüben ließ. So war die Gemeinde bereits zur Kenntnis und Wertschätzung der Liturgie erzogen, ehe das bayerische Kirchenregiment liturgische Anordnungen zu machen versuchte. Aus diesem Grunde gieng auch der Sturm gegen die vom Kirchenregiment befohlene Liturgie, der späterhin von Nürnberg aus über das ganze protestantische

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)