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daß sie noch lebe, schon unangenehm berührt werden könnte. Kann ich dies Letzte überwinden, so folg ich dem Zuge, den ich dennoch habe. Wenn nicht, so widme ich ihr mein Buch incognito.

 Das christliche Publicum hat bekanntlich über Löhe’s Postille ein ohne Vergleich günstigeres Urteil gefällt als er selbst. Das Buch ist im August 1874 in vierter Auflage erschienen und wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch länger einen dankbaren Kreis von Lesern besitzen, die ihr Bedürfnis nach Erbauung in demselben befriedigen. Von den vielen anerkennenden Urteilen, die Löhe auf schriftlichem Wege über seine Evangelien-Postille zugiengen, ist ihm eins besonders wertvoll gewesen und geblieben. Es ist ein Brief Schuberts vom 21. März 1856. Ich denke, er darf hier zum Schluß dieses Abschnitts eine Stelle finden.

 „Ein alter, armer Mitknecht an der Verheißung in Christo, welche auch die Armen reich, die Verzagten mutig und getrost macht, möchte Ihnen, geliebter Bruder in dem HErrn, schon längere Zeit her seine Hand reichen und mit Ihnen im Geist gemeinsam seine Kniee beugen vor Dem, der aus Gnaden Sie gewürdigt hat, ein Gefäß des lebendigen Wassers zu sein und zu werden, das viele Seelen getränkt hat mit Kräften des ewigen Lebens. Auf Seine Füße, welche nur den Weg zu unserm Heil am Kreuze giengen, kann ich armer, alter, von Ihm geretteter Sünder meine Thränen der Liebe und des Dankes nicht weinen; ich habe sie aber oft geweint, wenn ich die lebendigen Worte in den Wächterrufen Ihrer evangelischen Hauspostille las. Das Engelbrot, welches Elias dort unter dem Wachholderbusch gereicht wurde, war ein anderes Brot als das irdische, um dessen Gabe wir an jedem Tage bitten, denn in Kraft derselben Speise gieng der Prophet vierzig Tage.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)