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1837, also wenig Monate nach seinem Amtsantritt, schreibt Löhe an C. v. Raumer: „Wir sind recht fröhlich und munter einen Tag um den andern, und in der fröhlichen Arbeit flieht die Zeit schnell dahin und die selige Ewigkeit kommt heran. Mein Haus besteht gegenwärtig aus mir, dem Haupte, Helenen, als dem Herzen, und aus drei Mägden. Denn da ich den Müttern, die der Kinder wegen nicht in die Kirche kommen können, das Hindernis wegschaffen wollte, so habe ich zwei Bauernmädchen gemiethet, die Kinder während der Gottesdienste in einem untern Zimmer meines Hauses zu warten. Das ist der Anfang einer Kleinkinderschule. Zehn Kinder kommen nun bereits alle Nachmittage. Da ist mein Haus lebendig. Im Sommer solls noch besser werden, wenn die Leute aufs Feld gehn. – Mit dem Gesang gehts auch ziemlich. Am Sonntag Abends kommen gegen 60 Mädchen zum Gesang. Dazwischen erzähle ich aus Zinzendorfs liebreichem Leben. Am Mittwoch kommen auch an 30, am Sonnabend an 20 Personen jeglichen Alters. Ich habe an den Sonntagabenden schon zweimal in der Kirche Liederhomilien (über: ,Fang dein Werk mit Jesu an‘ und ,Höchster Tröster‘ etc.) halten können. Nächsten Sonntag kommt die dritte. – Außerdem halte ich Erbauungsstunden, Montags mit dem Abendläuten im Pfarrhause den 1. Corintherbrief für Männer, am Dienstag Beispiele heiliger Frauen für die Weiber (gegenwärtig die Mutter Gottes), am Donnerstag den Galaterbrief für die Jünglinge, am Freitag für die Mädchen die Heilsordnung. Arbeit genug!“

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 Unter dem 19. Dezember 1838 schreibt er an denselben: „In der Gemeinde geht es, wills Gott, unter Thränensaaten einer Freudenernte entgegen. Mein Jahresbericht, den ich eben schreibe, ist wohl Eine Klage; aber das Uebel ist grob und augenfällig, das Gute ist demütige Verborgenheit. – Ich

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)