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spricht Er zu den Seinen, die sich ebenso in Liebe, wie die Feinde in Haß zu Ihm drängen. Erst die Feinde, dann die Seinen: beide umfaßt Sein gnädiges und erbarmendes Herz; dann kommen drittens die Bußfertigen, deren Gang den Feinden zeigt, wie man es anstellen müße, um in den Kreiß und Segen der Seinen einzutreten. So gedenkt also der HErr der Welt, der Kirche und derer, die durch Sein Wort von der Welt zu Ihm und Seiner Kirche sich kehren. Damit sind die drei Klaßen von Menschen verzeichnet, die es gibt, und die Liebe des Gekreuzigten erweist sich als vollkommen, alle umfaßend, niemand ausschließend; es tritt zu Tage, wie Sein Herz bis in den Tod für alle schlug, wie Er die gesammte Arbeit Seiner Erlösung allen vermeinte, wie Er als Heiland der ganzen Welt am Kreuze hieng und sich opferte. Es ist übrigens die Geschichte, die sich zwischen dem HErrn und den mitgekreuzigten Schächern ereignete, so reich, daß man wol eine ganze Fastenzeit hindurch die gesamte Siebenzahl von Predigten über sie halten könnte. Da gibt es viele Fragen aufzuwerfen und zu lösen, eine wichtiger und ans Herz dringender, als die andere, und ich muß mir daher in Wahrheit Gewalt anthun, meine Ordnung einzuhalten, um über das Wort JEsu selber hauptsächlich zu predigen. Weil aber auch dies Wort nicht völlig verstanden werden könnte, wenn es aus dem Zusammenhang der Geschichte gerißen würde, so wollen wir, was wir zu sagen haben, in zwei Theilen vorbringen, deren einer das vorlegen soll, was den Worten des HErrn vorangeht, während der zweite die Worte Christi selbst ins Auge faßt. Der HErr sei uns gnädig zu beiden.