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stehen am Kreuze. Man könnte über die Vereinigung und über den Unterschied der drei gar vieles denken oder reden. Jedenfalls aber gehören diese Marien zu den Angehörigen JEsu, und ebenso der Jünger Johannes, von den Männern der einzige, der seit der Stunde, da der HErr verrathen ward, aus Seiner Nähe nicht gewichen war. Diese vier müßen so ganz das Gepräge von Angehörigen getragen haben, daß die Wache sie nicht zurückwies, sondern ihnen gestattete, in JEsu Nähe zu verweilen bis ans Ende. Was sie gedacht, was sie gefühlt, wie sie sich benommen haben, davon schweigt die Schrift: vermuthen läßt sich da viel, sagen aber kann man nichts, als was der Geist Gottes geweißagt hat durch Simeon und zwar von Marien der Mutter: „Es wird ein Schwert durch deine Seele dringen,“ – Worte, die selbst wieder nicht bloß einer einfachen Deutung unterliegen. Auf dies Gebiet wollen wir uns auch gar nicht begeben, wir haben es mit den Worten JEsu zu thun. Was Er zu diesem Kreise der Seinen gesprochen hat, das ist Thema der Betrachtung. Da hängt Er, der Schmerzenreiche; das Auge der Mutter muß an Ihm gehangen haben und ebenso Johannis Auge, sonst hätten sie ja das Deutens JEsu nicht verstanden, sonst hätte Er nicht die Mutter auf den Jünger, den Jünger auf die Mutter weisen können. Sein liebevolles, sprechendes, ja deutendes Auge vertritt die angenagelte Hand, mit der er wol sonst die Rede begleitet und deutlich gemacht haben würde. „Weib, spricht Er, siehe,“ und wohin sie sehen soll, das sagt ihr die Wendung Seines Blicks. Auf Johannes schaut Er und sie mit ihm, und Sein Mund spricht: „das ist dein Sohn.“ Johannis Ohr hatte ja die Worte JEsu vernommen, desto mehr ruhte sein Aug auf Ihm, dem