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Marksteinen dreier Gebete, die man Könige und Herzoge der Seufzer und Stoßgebete aller Heiligen nennen könnte, erschallen vier andere Worte, die man nicht Gebete nennen darf; zwei sind Zeugnisse der unablässigsten und heiligsten Seelsorge des Erzhirten und Bischofs unserer Seelen, gesprochen zum Segen aller Verlassenen und aller Sünder; eins ruft nach Erbarmen und Erquickung durch die Menschenkinder, und das letzte, das ich meine, ist ein Posaunenstoß vollbrachten Sieges, der seitdem in allen Himmeln und in allen Landen und in allen Zeiten wiederhallt und wiederhallen wird in allen Ewigkeiten. Man kann die sieben Worte vom Kreuz ebenso wie die sieben Bitten des Vaterunsers zu einander in Beziehung setzen und als eine Einheit faßen, und wenn man das thut, so geht’s, wie bei den Farben oder Edelsteinen, wenn man sie richtig zusammenordnet, da scheint ein jedes desto heller, desto klarer, desto tiefer sieht man in den Abgrund des brechenden Herzens JEsu, desto anbetender wird man zu Seinen Füßen niedergezogen, mit Einem Worte, desto mehr wirken sie. Ich jedoch habe heute eine andere Aufgabe, als den Zusammenhang zu suchen; ich habe diese einleitenden Worte und die in ihnen angedeuteten Gedanken nur nicht völlig unbesprochen können vor mir übergehen laßen, ich mußte sie erwähnen, um durch sie hindurch dringen zu können zu dem ersten Worte Christi vom Kreuz, welches der Gegenstand der heutigen ersten Betrachtung sein soll.

 Wolan, da lesen wir es Lucas 23, 32 bis 38, damit wir’s recht in seinem Zusammenhange faßen, und ich lese es Euch vor. Wer es höret, der achte darauf! So schreibt der heilige Evangelist Lucas: