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 In CHristo JEsu und unter Anrufung Seiner Barmherzigkeit und Gnade habe ich mir vorgenommen, in dieser Gedächtniszeit der Leiden desselben unseres HErrn Seine sieben vom Kreuz gesprochenen Worte mit Euch zu betrachten. Schweigsam hieng der HErr am Kreuze während der sechs letzten Stunden Seines Erdenlebens: nicht mehr galt es, in langen Reden sich Seinen Jüngern oder dem Volke zuzuwenden, sondern zu leiden und während der schweren Last der Todesschmerzen vor Seinem himmlischen Vater mit einem verborgenen inneren Leben offenbar zu werden, welches uns vielleicht während des Sabbaths des ewigen Lebens, so weit wir es faßen können, kund gethan werden wird. Doch war das Herz des Erlösers den Menschen, für welche es litt, zu sehr in Liebe hingegeben, und zu sehr führte es vor dem ewigen Richterthrone unsere Sache, als daß nicht die sechs bangen dunkeln stillen Stunden doch auch für uns einige Lebenszeichen Seiner Liebe kund gegeben und uns nachgelassen hätten. Der Anfang dieser Stunden und ihr Ende sind wie von feurigen Gebeten JEsu, an Seinen Vater gerichtet, gezeichnet. Auch etwa gegen die Mitte der Stunden hin, wenn wir richtig schließen, steht ein schier unbegreifliches, vor den Ohren der Menschen vernehmlich gesprochenes Gebet. Und zwischen diesen