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 Wenn nun aber das Opfer und die Mahlzeit vollendet und fertig ist, es kein anderes und keine andere gibt, so folgt daraus ferner, daß man sich das Opfer dadurch aneignen soll, daß man zum Opfermahle kommt und an der Tafel des Osterlammes ißt und trinkt. Wenn der HErr verkündigen läßt: „Meine Mahlzeit ist bereitet“, so läßt Er auch dazu setzen: „Kommet, es ist alles bereit.“ Es bezeichnet also das große Wort des HErrn vom Kreuze nicht allein den Schluß seines Erlösungswerkes und Opfers, sondern auch den Beginn unserer Theilnahme, und wer nun von allen Geladenen oder Genöthigten dem Rufe und der Nöthigung der Knechte Gottes widerstrebt, und nicht zur Gnadentafel kommt, der gibt dem Erlösungswerke Christi die Folge nicht, die ihm gebührt, und verhindert an seinem Theile, daß das dritte göttliche Werk zu Stande komme, was vor Eintritt des Tages der Ewigkeit gelingen muß, er verhindert die Heiligung der Menschheit und aller Creatur durch das Blut JEsu, und schließt sich dem Triumphzug Gottes gegen Seine Feinde nicht an, läßt Seinen Namen nicht heiligen, Sein Reich nicht kommen, Seinen Willen nicht geschehen, begibt sich aber auch eben damit seines eigenen Heiles und der einzigen Möglichkeit seiner Rettung zum ewigen Leben. So gewis daher unsere Seligkeit allein aus Gnade stammt, allein durch Christum erworben ist, ebenso gewis ist es auch, daß ein drittes nöthig ist, nemlich eben das, was in dem Eßen des Mahles angedeutet ist, die gläubige Annahme. Was hilfts, wenn die Tafel mit Gerichten beladen ist, und du ißest nicht davon: wirst du auch satt werden? Und wenn nun alles vollbracht ist, was zu deinem Heile nöthig ist, kann es dir gelten, wenn du dich gleichgültig oder ungläubig davon abwendest,