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guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Wenn wir auch keinen Augenblick zweifeln werden, daß der HErr über das Ende Seiner Leiden froh gewesen sei und Sein Gewißen Ihm das beste Zeugnis über jedes apostolische Gewißen hinaus gegeben haben werde, so leitet uns doch der 28. Vers des Textkapitels mit bestimmten Worten auf eine andere Bahn, auch wenn uns unser eigener Sinn und Verstand nicht sagen würde, daß sich zum bloßen Ausdruck der Sterbensfreude und Gewißensfreudigkeit der HErr durch den Labetrunk nicht gestärkt haben wird, daß er größeres muß vorgehabt haben, daß die allerdings liebliche und schöne Deutung des Wortes für Ihn weit aus nicht groß und herrlich genug ist. Ja, ja, es redet ein gutes Gewißen aus diesem sechsten Worte JEsu, aber was für eines? Nicht das Gewißen eines gerechten, tugendhaften Heiligen, sondern das Gewißen des Erlösers der Welt und des Sohnes Gottes. Es ist eine eitle Einbildung, wenn irgend wer aus der übrigen Menschheit am Ende seines Lebens das Consummatum est im Sinne JEsu sprechen wollte. Das verbietet sich von selbst. Wir wißen, daß sich des HErrn Wort auf die Erfüllung großer göttlicher Worte bezieht; wir wißen damit eigentlich noch gar nicht viel, aber doch so viel, daß sich auf uns, unsern Lebenslauf und unser Lebensende keine besondere Weißagung bezieht, und daß wir sterbend, auch wenn wir gut Gewißen genug hätten zu einem „es ist vollbracht“, doch nur wie im Delirium Unsinn reden würden, wenn wir unserer Umgebung durch ein letztes Wort ankündigen wollten, die von uns gegebenen und geschriebenen Weißagungen seien am Ende. Das Wort JEsu in Seiner nächsten Beziehung ist einzig,