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Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet

 4. Du übst deine Gottseligkeit in der Kirche und außerhalb derselben, bei deiner Arbeit und wenn du deine Feierstunden hältst, beim Hausgottesdienst und auf der Reise, im Leben und Sterben. Was ist nun bei den mancherlei Andachtsübungen wohl das Nöthigste?

 Andacht ohne Zweifel. Gott ist gegenwärtig; ich gedenke Sein; ich trete vor Sein Angesicht; ich bete an. Ernst, Aufmerken, Innbrunst und Feuer des Geistes dürfen nicht fehlen, wenn die Andachtsübung nicht zu einem bloßen Namen werden soll.

 5. So wärest du also Gebetsübungen ohne Andacht durchaus nicht hold?

 Du fragst mich so, daß ich zum voraus deiner Beistimmung zur Antwort gewiß bin. Wenn die Andachtsübung nur ein Name ohne Wesen ist, so graut mir vor ihr, sie ist eine freventliche Lüge wider das zweite Gebot, eine schnöde Verachtung der allgegenwärtigen Majestät Gottes. Von solchen eitlen, unfruchtbaren Uebungen der Heuchler spricht der HErr:

„Darum, daß dies Volk zu mir nahet mit seinem Munde und mit seinen Lippen mich ehrt, aber ihr Herz ferne von mir ist, und mich fürchten nach Menschengeboten, die sie lehren; so will ich auch mit diesem Volke wunderlich umgehen, auf’s Wunderlichste und Seltsamste.“ Jes. 29, 13.

 6. Aber wenn nun ein Mensch Mangel der Andacht in seiner Seele spürt, soll er deshalb die Uebung der Andacht unterlassen?

 Wer den Mangel der Andacht spürt und sich

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet. Druck und in Commission der C. H. Beck’schen Buchhandlung., Nördlingen 1843, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Sabbath_und_Vorsabbath.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)